Nachdem ich in der Bahnhofstraße die Zeitungen ausgetragen hatte, hingen wir bei Zobbi rum. Da stand ein Tischfußball in der Mitte des Eiscafes, an der Wand ein Automat und am Fenster stand ein Flipperkasten. Auf der Straßenseite gegenüber war Saß. Eines Tages trauten wir uns ins HdJ. Es kann sein dass Udo Bobsien noch da war, den Namen hab ich in Erinnerung, aber die Heimleiterin war für mich Marlene Ehlers.
HdJ wird 40
zuhause war nur zum Schlafen
Das HdJ hat einiges gerettet an Feindschaft und Unterlassungen der Stadt Marne gegenüber Jugendlichen. Ein Haus, das uns gehörte, ein zweites Zuhause. Wir lernten, Programme für andere zu entwerfen. Wer etwas konnte, machte daraus eine Veranstaltung, z.B. einen Hörerabend. Ein Schmuckstück des Hauses war die Diskoanlage. Sie wurde nicht nur am Samstag auf der Bühne aufgebaut, sondern auch Donnerstagabend und jeder Schallplattenbesitzer konnte seine persönliche Lieblingsmusik spielen. Es war nicht sehr voll an diesen Abenden, aber interressanter, es waren Experimente.
Eine weitere edle Einrichtung war die Dunkelkammer. Darin konnte man auch Filme entwickeln.
Eine neue Welt tat sich für uns auf, die es geschafft hatten, die große Schwingtür zu öffnen. Es trafen sich Hauptschüler, Realschüler, Gymnasiasten über alle Grenzen hinweg.
Es war ein Zufluchtsort vor der Gewalt der Stadt. Und der Langeweile.
Marlene Ehlers war bei der Kirche angestellt und machte das ehrenamtlich. Sie versuchte uns auch in die Kirche zu kriegen, z.B. den Chor oder die Neulandhalle, die damals dem Kirchenkreis gehörte. Und sie lud einen Gerd von Koppelsberg ein, der machte mit uns ein Kooperations- und Kommunikationstraining. "Ich danke dir für deine Meinung von mir, aber ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie du mich haben willst." Das waren die Anfänge selbstbestimmten Handelns 1976, mein erster Luftsprung in einer Gruppe.
In diese Zeit fiel meine erste Demonstration. Die "Bonbonfabrik" in Heide, das Autonome Jugendzentrum sollte geschlossen werden. Wir sind da hingefahren, wer uns dazu aufgerufen hat ist nicht mehr bekannt, dass wir da mitgemacht haben, das war keine Frage. Ich glaube es sind 700 Jugendliche durch die Heider Süderstraße marschiert und anschließend zum AJZ zwischen Schuhmacherort und heutigem ZOB. Das HDJ in Marne wurde anschließend eine kurze Zeit von Annegret und Bobby Wigger betrieben, die waren aber nicht lange, und danach kam Renate Bielenberg. Wenn ich etwas Interressantes von Marne berichten soll, würde mir nur Zobbi und das HdJ einfallen. Später habe ich verfolgt, wie das mal abgebrannt ist. Provisorisch wurde das in dem alten Kiosk vorne am Zob weiterbetrieben, bis es wieder aufgebaut wurde. Hier sind zwei Blätter der HdJ- Zeitung, vermutlich vom Februar 1979. Sie berichtet von der Vollversammlung und dem Vorstandsteam Ebe Jürgensen, Maike de Wit, Michael Thomsen, Jürgen Sühl und Gerd Wohlenberg.