Am 08.09.2008 schaut man noch sorglos in die Zukunft. "Wir rechnen damit, dass die Finanzmarktkrise länger andauert. Mit unserem Programm verbessern wir unsere Wettbewerbsposition und machen unser Haus wetterfest", sagte HSH-Nordbank-Chef Hans Berger. Frühestens in 18 Monaten, sagt er, sei sie vorbei. Daraufhin streicht er 750 Stellen.
Am 24.2.warnten Rasmus Vöge, Landesvize der CDU im nördlichsten Bundesland, und der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubick vor einem Staatsbankrott. Grund ist die enorme Schieflage der "HSH Nordbank". Die Bank hatte sich mit faulen Papieren verspekuliert. Bisher hat das Institut (Eigentümer: Hamburg, Schleswig-Holstein, Sparkassen, US-Investor Flowers) bereits eine Absicherung von über 30 Milliarden Euro erhalten. Es reicht nicht. Im ersten Halbjahr musste die HSH Nordbank wegen der weltweiten Finanzkrise Wertberichtigungen von 511 Millionen Euro vornehmen.
Mittlerweile ist alles klar. Die Fassade blättert. Wir sehen der Plünderung eines Bundeslandes reglos zu undbereiten uns auf das Ende vor: "Wenn die Steueroasen trockengelegt werden, ist die HSH- Nordbank tot. Einzelne Länder werden dann nur noch von einem Kommissar verwaltet." Kubicki (FDP).
Um das nochmal vor Augen zu führen, die HSH war die weltweit grüßte Bank für Schiffsbau und -verkehr.
Bühne auf - das Kasperle kommt:
SPD-Fraktionschef Michael Neumann forderte den Rücktritt des Finanzsenators Michael Freytag (CDU), den Senat bezeichnete Neumann als einen "Haufen von Betrügern und Lügnern".
Es sei "völlig absurd, zu behaupten, ich hätte das Parlament nicht informiert", sagte Finanzsenator Freytag der WELT. Der Ex-Aufsichtsrat der HSH Nordbank will auch im Haushaltsausschuss die Wahrheit gesagt habe.
Lothar Hay (SPD) sei bereits am 23. Juni durch Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) über die wesentlichen Inhalte des künftigen Vertrages von Nonnenmacher informiert worden, sagte Schleswig-Holsteins Regierungssprecher Knut Peters.
Der aus Protest gegen die Krisenpolitik der Regierungen in Kiel und Hamburg zurückgetretene Ex-Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Werner Marnette sagte dem "Weser-Kurier", "da wird Missmanagement in allerhöchster Perfektion betrieben".
Ralf Stegners Behauptung, er habe erst aus der Zeitung von den Sonderzahlungen für HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher erfahren, "ist gelogen", polterte Peter Harry Carstensen gestern ohne jedes Bemühen um politische Contenance.
Stegner: Ein Einvernehmen mit der SPD-Seite darüber habe es aber nicht gegeben. Carstensens Staatskanzlei stellt die Sache anders dar.
Und die ganze Zeit geht es um die Sonderzahlungen an den HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher und den damit verbundenen Sparkurs.
Der will schlappe drei Millionen, aufgerundet, kassieren, wenn er aufhört und in Rente geht. War das nicht die Summe des Rettungspakets?
Klar, dass es wieder niemand gewesen sein und gewusst haben will. Bis auf Schleswig- Holsteins Ministerpräsident Carstensen und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) , für die eine "Einmalvergütung" sowie "Rentenzahlung" alles ohne Problem ist. Zusätzlich zum "gedeckelten Gehalt".
Interressant ist noch die lückenlose Übereinstimmung von Senat, Landesregierung und Nordbankmitgliedschaften.
Und zum Schluss noch ein Schmankerl aus Hempels, der Zeitschrift für Obdachlose, Ausgabe Juli 09.
Ach, wie schön: die HSH-Nordbank sucht nach neuen Wegen, die drei Milliarden Euro Staatshilfe, mit der sie vor dem Kollaps gerettet wurde, irgendwie wieder reinzuholen. Und zwar mit Kunst! Mit Kunstwerken, aufregenden modernen Kunstwerken. Die können Sie jetzt kaufen oder mieten - und damit der Bank aus ihrem Schuldenabgrund helfen. In Hamburg sind sie ausgestellt, die Kunstwerke, die einen Wert zwischen 75 und 8000 Euro haben. Davon besitzt die Bank 1100, also ein Gesamtwert von etwa 1,8 Millionen. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber trotzdem: welch ein mutiger Anfang.
Eines der spektakulärsten Kunstwerke, die in Hamburg ausgestellt sind, ist ein vollkommen grünes, viereckiges Ölgemälde. Von dem Künstler Joachim Grommek. Ist also nichts weiter drauf zu sehen als die Farbe Grün. Da fragt man sich ntürlich wieder als Betrachter: Was will uns der Künstler damit sagen? Aber dann liest man den Titel des Kunstwerks: "Kotzbrocken" Aha, da sind wir schon einen Schritt weiter. Es ist ja bekannt, dass viele Maler immer ihre Auftraggeber und Mäzene gemalt haben. Aus Dankbarkeit. Sollte er vielleicht einen Herrn aus dem Vorstand abgebildet haben? Wer könnte das sein? Dr. Jens Nonnenmacher vielleicht? Beim Lesen der letzten Bank- Bilanzen?
Egal, ich finde die Kunst-ldee großartig. In der moderner Kunst ist ja heute alles möglich. Könnte man denn nicht auch einfach mal den ganzen Bankvorstand zum Kunstwerk erklären? Und die verantwortlichen Politiker von Freytag bis Stegner dazu?
Kotzbrocken und Bankster! Das wäre doch schön. Dann könnte man sie wenigstens aufhängen - als Kunstwerke, meine ich.
Im Museum.
Der Satiriker Hans Scheibner hat sich auch als Kabarettist, Liedermacher und Poet einen Namen gemacht.