Angehörige fassungslos: Stadt lässt Vermissten einäschern. Wegen einer falschen Schreibweise konnten die Angehörigen eines Verstorbenen im Westküsten Krankenhaus nicht ermittelt werden. Alle Menschen der Westküste müssen fragen, wo ist Dieter ? Was geschieht mit mir, wenn ich ins Krankenhaus gehe? Ist der Gipfel an Diskriminierung von in Heide/ Holstein endgültig erreicht?
Laut Ordnungsamt hat das WKK die städtischen Behörden erst am 27. April informiert. Am 5. Mai erfuhren die Beamten der Kripo Heide, dass der Gesuchte bereits zwei Wochen zuvor im Heider Westküstenklinikum verstorben war. Von wann die Vermisstenanzeige war, ist unbekannt. Sie wurde von Peter Wilhelm Rohde, einem guten Freund des Verstorbenne, erstattet.
Dieter Pischke, so sein richtiger Name, unter welchem Namen er im WKK geführt wurde, kann man nur vermuten, war als 1-€-Jobber bei der Stadt Heide tätig, hatte sich am 21. April mit Nasenbluten ins Krankenhaus begeben.
"Auf die Frage, wann er denn von uns gegangen sei, sagte man mir, Nein, nicht heute, schon vor 14 Tagen." schilderte die Schwester Angelika Broyer. Doch es sollte eine weitere böse Überraschung folgen. Ihr Bruder sei bereits eingeäschert worden. "Meine Frau und ich hätten den Leichnam gern noch einmal gesehen, um Abschied nehmen zu können", sagte Karl- Heinz Broyer. Zu allem Unglück offebarte man den Broyers auch noch, dass sie für die Beisetzungskosten - ca 2000 € - aufkommen müssten. Was ist ein Mensch in Deutschland noch wert, fragen sie beide?
Zeitungsschreiber Jörg Lotze spielt dazu mit den Gedanken um den "Gläsernen Menschen", und fragt nach einem Fehler im System. Er kommt zu dem Schluss, dass der Überwachungsstaat noch lange nicht soweit wäre, wie dieser tragische Fall zeigen würde.
Nach wie vor will das Ehepaar Broyer sich nicht zufriedengeben damit, wie der Fall ablief. Warum hat das WKK- Personal nicht einfach in die Brieftasche des Patienten geschaut? Zudem verschanze sich das Klinikum unnachvollziehbar hinter dem Datenschutz. "Entzug der Totenfürsorge", könnte der Vorwurf lauten, wobei es sich nach informationen der DLZ nicht um einen Straftatbestand handele. Nicht mal ein Hund wird so beerdigt, in einer kleinen zerkratzten Stahlkiste.
Merkwürdig, oder sogar bezeichnend ist auch, wie das Ordnungsamt Heide im gleichen Atemzug die Beerdigungskosten anfordert, obwohl es doch heißt, keine Angehörigen: Kommunen bezahlen die Bestattung. Als wollten sie die Angehörigen derart schocken, dass sie nicht weiter nachfragen.
"Als wir vor Ostern bei ihm waren, klagte er über häufiges Nasenbluten. Doch man kann nicht glauben, dass er an Nasenbluten gestorben sein soll." Der Verdacht seiner Angehörigen ist schwer. Was immer da in der rostigen Blechkiste ist, mit dem 60- jährigen Herzkranken Heider hat das wenig zu tun. Aber wo ist Dieter Pische dann jetzt?
Nicht spendiert, sondern Steuergeld verteilt! Leserbrief zur Artikel Finanzspritze für Westküstenklinikum vom 12. März: [Pullout:
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Diesen Leserbrief fand ich kurz zuvor und will ihn auszugsweise hier danebenstellen, weil die beiden informationen ganz gut zusammenpassen.
Also: In Ihrer Zeitung Heider Anzeiger fand ich unter dem Bild unseres immer glücklich in die Kamera lächelnden Harry Peter Carstensen folgenden Satz: "Landesregierung spendiert rund 18,5 Millionen Euro für den zweiten Bauabschnitt. "
Das Wort "spendieren" wird von Spende abgeleitet und da schwillt mir, ehrlich gesagt, der Hals. Unsere Landesregierung kann nichts spendieren, sie kann nur unser Steuergeld verteilen.
Ich fand dazu folgende(s) ... beim Bund der Steuerzahler: Ende 2007 war er Bund mit rund 450 Milliarden Euro bei Kreditinstituten und mit rund 760 Milliarden Euro im Ausland verschuldet.
Lothar Pantermöller Brunsbüttel.
Es sieht so aus, als hingen diese beiden Umstände irgendwie zusammen. Zu was wäre ein Wstküstenkrankenhaus noch fähig, wenn sich die Spenden noch einmal um das zehnfache erhöhten.
Folgenreiche Datenpanne im Klinikum
Dieter Pischke hat wohl doch bei seinen häufigen Aufenthalten in der Klinik (psychiatrische Abteilung) als Ansprechpartner einen Bekannten genannt. Als es dann Nachfragen hinsichtlich des Mannes gab, habe man keine eindeutige Zuordnung machen können, da Name und Geburtsdatum entscheidende Kriterien bei der Suche im System seien.
Ja was denn nun? Haben sie den Bekannten von Dieter nicht gefunden, weil er dessen Geburtsdatum falsch angegeben hat? Oder haben sie garnicht gewußt, dass er gestorben ist, weil sie sein Geburtsdatum nicht kannten? Warum wurde der Bekannte dem Ordnungsamt nicht gemeldet?
Nun heißt es auf einmal, neun Tage nach dem Tod wären die Kommunen benachrichtigt worden, vorher nur sieben -wer hat Recht, fragen Jörg Lotze und Frank Zabel.
Liegt es vielleicht daran, wie er hieß? Diskriminierende Stereotypen, die dazu geführt haben, dass die Person mit solch einem Namen zum nutzlosen Individuum abgestempelt und als lebensunwert abgetan wurde?