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Im Januar 1994 wird in Berlin die „BankGesellschaft Berlin“ als Aktiengesellschaft gegründet. Sie besteht aus der LandesBank mit Sparkasse, der Berliner Bank und der BerlinHyp. Nachdem Berlin Sitz der Bundesregierung geworden ist, will die Landesregierung die Stadt auch zur Finanz- Metropole machen. Nach fast 10 Jahren stellt sich aber heraus: Die Gesellschaft ist tatsächlich zu einer sprudelnden Geldquelle geworden – für Manager, befreundete Politiker und Unternehmer. Und keiner der vielen Aufsichtsräte will davon je etwas bemerkt haben. Zugleich hinterläßt sie Verluste von voraussichtlich 20 bis 30 Mrd. Euro oder mehr. Im August 2007 wird diese für 5,3 Mrd. verkauft. Das Land Berlin bleibt auf den BGB-Altlasten und den Schrott- Immobilien sitzen.
Wieder in der Gegenwart Februar 2008. Die Steuerfahnder durchsuchen immer mehr Städte. Dabei liest man immer nur von München und Hamburg, ein wenig Frankfurt, Berlin noch nicht. Was suchen die denn jetzt. Wo das verlorene Geld ist, wissen wir ja. Nein, nach Tätern suchen die auch nicht. Aber sie hoffen auf Selbstanzeigen. Sind die Namen jetzt gar nicht drauf auf der CD, dann bluffen die nur. Alle sind noch auf freiem Fuß. Also nur Showeffekt. In München wars die Schweizer Bank. Die Liechtensteiner fahnden erstmal nach den CD- Dieben. Nein, nicht weil sie den Informanten beseitigen wollen. Das gibts doch nur im Krimi. Sie wollen mit ihm gemeinsam Druck auf die Deutschen ausüben, dass die ihren Steuersündern endlich das Handwerk legen. Also sich selber. Erbprinz Alois will sich erstmal beschweren, dass Deutschland die Steueroase Liechtenstein in Ruhe lässt. Hier liegen ja die Konten aller 700 Bundestagsabgeordneten plus Regierung und Staatssekretäre. Und wenn die jetzt durchdrehen, muss er selber die Namen veröffentlichen, bevor es die Amerikaner tun. Wie kann man das Bankgeheimnis lockern und gleichzeitig heil rauskommen. Alles andere ist Ablenkung. Dass die Fahnder ihm eine CD abgekauft haben, warum haben sie ihn nicht damals verhaftet, dass die Deutschen ja gar keine Schuld haben, sondern die Liechtensteiner, oder dass der prominente Postchef Zumwinkel genannt wird, oder dass es jetzt auch noch auf Österreich los geht. Die CD gibts bestimmt bald im Internet für alle einsehbar. Um Schärfere Gesetze gehts. Aber die trifft den armen Arbeiter oder Ebayhändler, die beim Lohnsteuerjahresausgleich falsche Angaben machen. Die Börse stieg jedenfalls. Wo Kapital vernichtet wird, wird der Euro mehr wert. Die Staatsanwaltschaft sieht so geschäftig aus, aber jemand meinte schon, dass damit die wirklichen Sünder gewarnt werden. Am Ende stellt sich raus, dass die Steuerfahnder nichts gefunden haben, und dass es ein Wahlkampftrick für die Hamburger war. Alles mögliche wird vorgeschoben, um nicht die entscheidende Frage aufzugreifen: wer hat an die Eigenverantwortung der Eliten geglaubt? Und unsereinem wird das Konto gepfändet mit dem, was man zum Leben braucht. Die erste Schleswig- Holsteinerin aus Lübeck hat eine Selbstanzeige gemacht.
Die Dithmarscher Arbeitslosenzeitung DAZ gab es von 1992 - 94 im Arbeitslosenzentrum Treffpunkt Kreuzstraße in Heide. Sie war kostenlos und aus Papier. Dies Webprojekt begann im Oktober 2006. Kommentare und Anregungen bitte an gerd[at]roterhusar.org senden. Weitere Themen in dieser Ausgabe werden sein - neues AKW- Brunsbüttel geplant - Demo gegen Kohlekraftwerk - Ölbohrung - Oostzee Nachruf - Jugendgewalt - teurer Kasernenabschied.