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8.10.09 Nach der Betriebsversammlung können die Mitarbeiter des zahlungsunfähigen Textilfarbenhersellers Dystar ein klein bisschen aufatmen: Sie sollen in den Nächsen Tagen schon einmal 85% ihres Septembergehalts bekommen. Das ist besser als gar nichts, sagt Peter Thelen. Obwohl er glaubt, dass es weiter gehen wird, hat er sich schon in Hamburg beworben. Axel Bittner sieht vor allem für die Älteren Arbietnehmer ein Riesenproblem. "Viele haben sich schon umgekuckt". Die Situation des Unternehmens habe mit der Wirtschaftskrise nichts zu tun, finden die Mitarbeiter, das ist ein absichtlicher Managementfehler. "Von einem mafiösen Verhalten spricht auch Betriebsratsvorsitzender Andreas Siel. "Seit 2004 - damals hatte der amerikanische Investor Platinum Equity die Anteile des einst aus Bayer AG hervorgegangenen Unternehmens übernommen - sei den Mitarbeitern immer wieder entgegenkommen abverlangt worden, schildert Siehl; und immer haben wir mitgezogen, um das Unternehmen zu stabilisieren." Im Frühjahr dann sei die Belegschaft gradezu erpresst worden, auf Geld zu verzichten, im Gegenzug wollte der Investor frisches Geld in das Unternehmen pumpen. Stattdessen aber ließ Platinum Equity Absprachen mit Banken und Zulieferern platzen, woraufhin diese den Hahn zudrehten. Dem Energielieferanten Bayer Material Science - macht Siehl keinen Vorwurf - Schuld ist unsere Firma. Mit ihm hoffen die 150 Miarbeiter, dass der Insolvenzverwalter die Liqidität wieder herstellt.
1.12.09 Für die Mitarbeiter hat sich gestern die letzte Hoffnung auf Rettung zerschlagen, sie sind ab heute freigestellt. "Leider haben wir bis zum heutigen Tag keine feste Investorezusage bekommen", erklärte Dr. Stphan Laubereau. Mit der vollzogenen Freistellung gehören sie nichtmehr dem Unternehmen an, haben sämtliche Rechte, alles was sie sich in z.T. vielen Jahren erarbeitet haben, de facto verloren. Es gibt kaum mehr etwas zu retten, wo alles auf Abwicklung steht. Eine ganz bittere Pille.
Wir müssen unsere üblichen Abgaben bezahlen, weil der Konzern erst Mitte August gemeldet hat, dass er die erwarteten 3,4 Millionen Abgaben auf Null gesetzt hat, erklärt Bürgermeisterin Anke Marohn (WGH). Finanzausschussvorsitzender Robbe muss die Rücklagen aufbrauchen. Über eine geplante Einwohnerversammlung darüber lassen sich zur Zeit keine Informationen finden. Bürger, die Pleite sind, sind gezwungen, zu Schweigen. Obwohl doch gerade sie das höchste Recht haben, zu kämpfen, den sie sind die Geschädigten. Und was ist denn jetzt mit dem Konzern? Wurde ein libyscher Investor gefunden? Womöglich ein Indischer. Das einzigige, was man erkennt sind häufigere Abfackelungen bei Ostwind. Grüße an die Barsflether. Auch die Farbe der Emissionen aus dem großen Schornstein hat sich gelegentlich geändert. Ich würd mal sagen, für alles was jetzt noch schnell durch den Schornstein gejagt wird, müssen dann später keine Abgaben gezahlt werden.