Einmal im Jahr rückt eine Initiative die Geschehnisse vor mehr als 60 Jahren mit ihrer Aktion "Blumen für Gudendorf" in den Blickpunkt. Am Jahrestag zum Ende des zweiten Weltkrieges treffen sich Interressierte- diesmal waren es 80- zu einer Gedenkfeier in dem 440 Einwohner- Dorf.
"Es ist ein Tag des Erinnerns und der Ermahnung und ein Ausdruck dafür, dass Gudendorf nie wieder zugelassen werden darf", betonte Benno Stahn, Sprecher der Initiative, die seit Jahren die Gedenkveranstaltungen organisiert. Vielmehr müsse der Frieden unter den Völkern im Vordergrund stehen. "Leider hat der vorliegende Verfassungsentwurf der EU militärischen Charakter und ist nicht vom pazifistischen Gedanken geprägt", kritisiert Stahn.
Trotzdem werden Verbindungen in den Osten Europas geknüpft. Georg Huesmann, stellvertretender Landrat, sagte, dass das Ehrenmal ein Ort der Begegnung ist, an dem auch Brücken in die Vergangenheit geschlagen werden. Denn wer vom Leid in Gudendorf erfährt, ist betroffen". So sollen nach Schätzungen bis zu 3000 sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Gudendorf beerdigt sein. Seit 1941 gab es in Gudendorf, wo sich heute das Dörpshus befindet, ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene. Von April 1944 bis Kriegsende war dieses ein zentrales Krankenlager für erkrankte sowjetische Gefangene aus ganz Schleswig- Holstein und Hamburg.
Die Vizepräsidentin des Schleswig- Holsteinischen Landtags, Dr. Gabriele Kötschau, die auch Mitglied der Deutsch- Russischen Gesellschaft ist, machte deutlich, dass die sowjetischen Kriegsgefangenen damals "wie Abfall verscharrt wurden", um nicht entdeckt zu werden. "Das aber ist zum Glück nicht gelungen. Damit das so bleibt, muss das Bewußtsein in der Öffentlichkeit dafür geschaffen werden. Der Aufarbeitungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen", betonte Kötschau. Dies gelte trotz einer Studie von Martin Gietzelt, der die Geschehnisse wissenschaftlich aufarbeitet (siehe Bericht rechts).
Der aus Hamburg angereiste Konsul Alexandre Kusmin vom Generalkonsulat der russischen Föderation bedauerte, dass "nicht soviele Jugendliche bei der Veranstaltung sind. Ich glaube, das ändert sich in den nächsten Jahren, denn wir setzen auf die Jugend für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland."
Abgerundet wurde die Gedenkfeider durch eine Predigt von Pastor Dr. Dietrich Stein sowie russische Friedenslieder des Marner VHS- Chores. Georg Gerchen aus Hennstedt beschrieb in einem Lied die damals menschenverachtenden Zustände in den Lagern, sodass einige ihre Tränen trocknen mussten.