Vier Mitglieder der Bagamoyo Players, des Nationalensembles von Tansania, setzen sich in einer bunten
Mischung aus Theater, Tanz, Musik und Gesang mit dem Maji-Maji Aufstand aus tansanischer Sicht
auseinander.
Die Dauer des Stückes beträgt ca. 60 Minuten. Mitwirkende sind Nkwabi Nghangasamala, John Mponda,
Christa Komba und Haji Maeda. Alle vier sind Dozenten am Bagamoyo College of Arts mit langjährigen
Erfahrungen im Bereich Musik, Theater und Tanz und weltweiten Auftritten mit den Bagamoyo Players.
Das Stück orientiert sich in freier Interpretation inhaltlich an dem Text "Kinjeketile" des
tansanischen Literaturpreisträgers Ebrahim Hussein.
"Kinjeketile" ist die legendäre Figur des Maji-Maji-Aufstands, ein traditioneller Heiler, der mit dem
Versprechen, dass sein Zauberwasser die Afrikaner gegen die Gewehrkugeln der deutschen Kolonialtruppen
unverwundbar machen würde, ganz wesentlich zur größten Erhebung in der Geschichte Deutsch-Ostafrikas
beigetragen hat. Hunderttausende von Maji-Maji-Kämpfer griffen im Jahre 1905 die Stellungen der völlig
überraschten Kolonialherren an.
In Ebrahims Husseins Stück, das sich an der Bewertung des Maji-Maji-Aufstandes durch den ehemaligen
Staatspräsidenten Julius Nyerere orientiert, hat der Held Erfolg, weil er es versteht, die
konkurrierenden afrikanischen Völker im Widerstand zu einen. In Deutschland sind sowohl der Maji-Maji
Aufstand als auch Kinjeketile nahezu unbekannt.
Ebrahim Hussein arbeitete im Jahre 1970 als Assistent des Theaterwissenschaftlers Prof. Dr.Joachim
Fiebach an der Humboldt-Universität Berlin, unterrichtete bis 1986 Theater in Tansania, bis er sich
vom öffentlichen Leben zurückzog und (gesundheitlich angeschlagen)nur noch literarisch arbeitete. Sein
Stück "Kinjeketile" wurde 1969 in Kisuaheli, 1970 in Englisch und schließlich 1974 in einer
Übersetzung von Joachim Fiebach in Deutsch veröffentlicht.
Hussein schreibt dazu in seiner Vorbemerkung: "Zu Beginn unseres Jahrhunderts begannen die deutschen
Kolonialisten, im südlichen Tansania Baumwolle zu pflanzen. Sie zwangen die Matumbi zur Arbeit in
ihren Pflanzungen. (...) Als die Deutschen ins Land kamen, zwangen sie den Matumbi Steuern auf.
Kinjeketile brachte dem Volk die Bedeutung des Begriffes Einheit bei. (...) Ich habe versucht, in
meinem Stück drei Dinge darzustellen: Erstens wollte ich zeigen, wie sich die Matumbi zu dem brutalen
Eindringen der Deutschen verhielten. Besonders soll das Herr-Knecht-Verhältnis gestaltet werden.
Zweitens versuchte ich, die politische Atmosphäre dieser Periode (1890-1904) zu skizzieren. Drittens
berührte ich das Thema der ökonomischen Ausbeutung der Afrikaner durch die Deutschen. Tansania wurde
um seine Produkte und Arbeitskräfte betrogen."
Gegenwärtig können noch Aufführungen der Bagamoyo Players beim Freundeskreis Bagamoyo e.V. gebucht
werden. Empfehlenswert ist vor Ort die Bildung einer Veranstaltergemeinschaft mit örtlichem Kulturamt/
VHS/Kirchengemeinde/Kulturzentrum/Weltladen etc.