Die deutsche Kolonialperiode begann im Jahre 1884. Bismarck hatte einem deutschen "Kolonialabenteuer" bis zu diesem Zeitpunkt immer negativ gegenübergestanden. Es waren halt keine Königstreuen Junker und Adelsleute, sondern Neureiche. Heute würde man sie Junge Wilde nennen.
Im April 1884 wurde einem Schutzgesuch des Bremer Händlers F. A. E. Lüderitz stattgegeben, der in der Folgezeit ein Gebiet von
insgesamt ca. 580000 m2 durch ungleiche Verträge mit Einheimischen erwarb. Die Grausamkeit der deutschen "Schutztruppe" bei der
Verfolgung des Hererostammes weist bereits auf spätere nationalsozialistische Vernichtungsmethoden hin.
Heute: Namibia; die größten Probleme Namibias sind die Desertifikation, eine extrem ungleiche Einkommens- und Landverteilung
zugunsten der weißen Bevölkerung und eine weitgehende Abhängigkeit von der Wirtschaft Südafrikas. Viele Angehörige dieser
sogenannten "Südwester", deren Vorfahren oftmals als Siedler in die Kolonie gekommen waren, sind einem reaktionären Geist verhaftet
und fürchteten materielle Verluste bei einer Unabhängigkeit Namibias. Lehren aus der Geschichte: keine. Entschädigung: Abgelehnt.
kolonisiert ab 5.und 6. Juli 1884. Eine Gruppe aus liberalen Händlern und Missionaren deckte die brutalen Praktiken v. a. der
"Deutschen Togo-Gesellschaft" auf. Branntwein stellte während der gesamten deutschen Kolonialzeit das wichtigste Importgut für Togo
dar. Besonders engagiert hatte sich das Deutsche Reich im Eisenbahnbau. Wichtige Verbindungslinien wurden geschaffen, wobei die
Arbeiter brutal mißhandelt wurden und teilweise sogar die Flucht ergriffen.
Heute: Von deutscher Seite wird im Rahmen der Beziehungen zu Togo so gut wie nie auf die Kolonialzeit verwiesen. Wenn überhaupt,
werden vage Formulierungen verwendet. So sprach Rita Süssmuth bei der Begrüßung einer Delegation unter Führung des togoischen
Parlamentspräsidenten 1996 lediglich von "alten Verbindungen" zwischen Togo und Deutschland.
erobert: 14.7.1884. Die Plantagengesellschaften brauchten zum einen geeignetes Land und zum anderen ein großes
Arbeitskräftereservoir. Deswegen zwangen sie viele Einheimische zur Landabgabe und trieben die indigene Bevölkerung dazu, sich als
Plantagenarbeiter zu verdingen. Trotz des brutalen Vorgehens gegen die Bevölkerung, genoß das Deutsche Reich nach dem 1. Weltkrieg
ein hohes Ansehen in Kamerun. Horst Gründer führt diese Diskrepanz darauf zurück, daß das deutsche Kolonialverwaltung bereits eine
kleine indigene Elite herangezogen hatte, die nicht vergaß, wem sie ihren Aufstieg zu verdanken hatte, deren Ruf nach dem Deutschen
Reich allerdings auch gegen die Kolonialpolitik Frankreichs und Englands gerichtet war.
Heute: Vor allem mit Präsident Ahidjo gab es Probleme, die sich an der Verwendung der Entwicklungshilfegelder entzündeten. Ahidjo
wehrte sich gegen die Projektgebundenheit der Mittel. Die Unterstützung Kameruns wird von offizieller Seite Deutschlands nirgends
mit der Geschichte Kameruns als deutsche Kolonie in Verbindung gebracht.
25.4.1885 gegründet. Ursache des größten Aufstandes in Deutsch-Ostafrika war die Unterdrückung der indigenen
Bevölkerung, die sich v. a. in Fronarbeiten, Mißhandlungen der einheimischen Arbeitskräfte, einer hohen Hüttensteuer und
betrügerischen Lohnpraktiken äußerte. Der Aufstand wurde ähnlich brutal niedergeschlagen wie der Herero-Nama-Aufstand in
Deutsch-Südwestafrika - 30000 Tote waren die Folge.
Heute 1: Tansania. Die Beziehungen Deutschlands zu Tansania gestalteten sich nach der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes vom
3.12.1961 zunächst gut. In der Folgezeit kam es allerdings zu Auseinandersetzungen zwischen der Bundesregierung und dem tansanischen
Präsidenten Nyerere, bei denen es um die Anerkennung der DDR ging. Tansania war 1992 Station des Bundespräsidenten v. Weizsäcker.
Er wollte damit den Reformweg der tansanischen Regierung hervorheben und konnte bei seinem Besuch auch an die deutsch-tansanische
Kolonialvergangenheit anknüpfen. Im Rahmen der deutsch-tansanischen Beziehungen wird in den neunziger Jahren nicht mehr auf die
tansanische Vergangenheit als Hauptbestandteil der Kolonie Deutsch-Ostafrika rekurriert. Deutschland versucht, Schutztruppen zu
stationieren - wie damals.
Heute 2: Burundi. Gemeinsam mit Ruanda wurde Burundi am 1.7.1962 von der UNO in die Unabhängigkeit entlassen. Keine Beziehungen, jede
Hilfe versagt, angeblich wegen, Massenverfolgungswürfen. Das dürfen nur die Deutschen selber. Hintergrund: Mit Beginn der
Kolonialzeit rekrutierten die deutschen Kolonialherren die Tutsi als Hilfstruppen und setzten Menschen aus dieser Bevölkerungsschicht als Verwaltungshilfskräfte ein und definierten diese als "Herrenmenschen". Als die belgische Kolonialmacht das Gebiet übernahm, übernahmen die Belgier auch die Verwaltungs- und damit Herrschaftsstrukturen. Auf diese Weise wurden die Tutsi, obwohl eine Minderheit im Gebiet, zur beherrschenden Völkergruppe. Die Hutu lehnten sich immer wieder gegen diese Strukturen auf, der Konflikt zwischen diesen Bevölkerungsgruppen schwelt bereits seit der deutschen Kolonialzeit.
Heute 3: Ruanda erlangte am 1.7.1962 unter Abtrennung von Burundi die Unabhängigkeit. Die Bundesrepublik Deutschland nahm am
13.2.1963 diplomatischen Beziehungen zu dem jungen Staat auf, wobei die Kolonialzeit die Aufnahme der Beziehungen erleichterte. Daß
Deutschland bereits so frühzeitig mit der Unterstützung der neuen FPR-Regierung begann, widersprach dem Kurs der anderen Geber
(v.a. Frankreichs und Belgiens).Hier wird ein weiteres Einmischen in die Beziehungen der dortigen Menschen sichtbar. Das dies Einmischen
den Völkermord möglich gemacht hat, liegt auf der Hand.