Die getrommelten Botschaften Schwarzafrikas sind nicht nur von hinreißender Musikalität, sondern vor allem auch erstaunlich effiziente Verständigungsmittel.
Absender der Botschaft ist meist ein Spezialist, der schnell trommeln kann; die Botschaft selbst kann jeder verstehen. Die Adressaten sind in der Lage, die Trommelsprache direkt in gesprochene zu übersetzen, vorausgesetzt, der Trommler beachtet eine Reihe von Regeln.
Das Prinzip, gesprochene Sprache in getrommelte Nachrichten zu übertragen, also
äußerst komplexe Signalbündel (Wörter) in relativ einfache physikalische Signale (einen bestimmten Trommelschlag) umzuwandeln, ist überhaupt nur möglich, weil es sich bei den Sprachen, die durch Buschtrommeln übermittelt werden, um Tonsprachen handelt.
Bei Tonsprachen kommt der Tonhöhe einer Silbe oder eines Wortes eine ganz entscheidende Bedeutung zu, da sie genau so viele - wenn nicht noch mehr - Informationen enthält wie der eigentliche Laut.
ändert man also den Ton eines Vokals, ändert sich auch die Bedeutung des Wortes.
Jedes Dorf besitzt ein Paar Trommeln, die vom Häuptling aufbewahrt werden. Die Reichweite hängt vom Wetter ab: Sie reicht von 2 km bei schlechtem Wetter bis zu 12 km kurz vor Sonnenaufgang.
Die Buschtrommeln ermöglichen eine schnelle übertragung von Nachrichten über relativ weite Entfernungen. Die Funktion der Botschaften besteht darin, die Bevölkerung zu informieren und zum Absendepunkt zusammenzurufen. Die Trommeln verkünden Todesfälle, Geburten, einen Markttag, einen Unfall im Busch und dergleichen. Das Repertoire ist unbegrenzt. So sind in neuerer Zeit neue Nachrichtentypen aufgekommen: etwa eine Steuereintreibung oder die Ankunft eines Verwaltungsbeamten oder eines ärzteteams.
Die Botschaften bestehen aus einem standardisierten Teil, der den Absender, die Art der Botschaft und den Empfänger angibt, und einem individuellen Teil, der den eigentlichen Inhalt der Botschaft enthält.
Zur Sicherheit werden die Sätze - oder auch einzelne wichtige Wörter - mehrfach wiederholt.
Der erste Teil der Nachricht ist weitgehend formalisiert und besteht aus einer Reihe von häufig übermittelten Standardinformationen, die wegen ihrer Häufigkeit von jedem sofort verstanden werden, auch wenn sie sich natürlich auch individuell übersetzen lassen.
Das Erlernen der Töne erfolgt mehr oder weniger automatisch in der Kindheit der Dorfbewohner. Es ist ein ganz normaler Teil des Wissens, das man sich in einer bestimmten Gesellschaft oder Kultur anzueignen hat und auch aneignet.
So wie ein Kind bei uns den Gebrauch des Radio- und Fernsehgerätes oder die Bedeutung der 3 Farben auf einer Fußgängerampel lernt, so erlernen die Kinder dort die Gegenstände ihrer dortigen Umgebung, also beispielsweise giftige von ungiftige Pflanzen zu unterscheiden, sich vor Giftschlangen zu hüten, oder eben die Schlagkombinationen der Buschtrommeln zu erkennen und in ihre gesprochene Sprache umzusetzen.
Diese traditionelle Art der Verständigung wird von Generation zu Generation weitergegeben und als Stammesritus sehr hoch geschätzt.