Antje Hinrichs und Heinke Hoffmann sind am 2.12.2015 wieder in das Leben zurückgekehrt.

antje hinrichs einsHIER WOHNTE
ANTJE HINRICHS
JG. 1940
EINGEWIESEN 27.9.1943
ALSTENDORFER ANSTALTEN
'VERLEGT' 28.6.1944
'KINDERFACHABTEILUNG'
ROTHENBURGSORT, HAMBURG
ERMORDET 27.10.1944

Der Stolperstein von Antje Hinrichs in der Gartenstraße 2, Meldorf , vor Jensen auf dem Gehweg.

 

HIER GEBOREN
HEINKE HOFFMANN
JG. 1939
EINGEWIESEN 31.10.1941
'KINDERFACHABTEILUNG'
ROTHENBURGSORT, HAMBURG
ERMORDET 7.11.1941

antje hinrichsDieser Stolperstein liegt im Siegfried Lenz Weg 2 (ehemals Gustav Frenssen Weg 2) in der Einfahrt zum Wohnheim der Stiftung Mensch.

Zurückgekehrt in unser Leben. Ihr Leben kann die modernste Technik nicht nachholen. Der Künstler Gunter Demnig sagte einmal: Ein Mensch ist erst gestorben, wenn sein Name vergessen ist. Weil die Nazis streng Buch führten, können die vier bisher bekannten Meldorfer Opfer zurückkehren. Ob dies annehmbar ist und mit Würde geschieht, entscheidet jede bzw. jeder für sich. Das ist die Gunst der Tragik. Es wurde 1945 doch nicht alles sorgsam ausgelöscht. Noch immer tauchen neue Belege für das Lied vom Ende aller Zeiten auf, das seitdem schon wiederholt und übertroffen wurde. Gleich zu Beginn meines neuen Buchprojekts erschien mir eine Liste von 30 weiteren Opfern. Sie wurde vom Krankenhaus am Meldorfer Hafen erstellt. Keine Ahnung, ob ich weit komme, zuerst muss ich Pflichtlektüre über Hamburg- Rothenort machen. Die Zeitungen im Keller im Katasteramt geben auch einiges her, wenn auch nur zwischen den Zeilen. Fakt ist, dass die beiden Mädchen nach der T4 Aktion ihr Leben verloren. Die "Ethanasie" des sogenannten "unwerten Lebens" begann in Schleswig- Holstein 1941.

Es waren mindestens 5 Dithmarscher aktiv an dieser Aktion beteiligt, um die Passiven soll es mir aber auch gehen, denn wer schweigt, stimmt zu.

Ich habe damit gerechnet, dass sich eine Schulklasse vielleicht darum kümmert. Nachdem sie 4 Jahre liegen und sich niemand weiter darum kümmert, fang ich mal an, die Hintergründe zu erhellen. Wenn sich andere finden, werde ich mich freuen, meine Forschungen beizutragen, damit es nicht so aussieht, als wollten wir durch die Steinverlegung das Thema einbuddeln, weil schlimmeres zu Tage treten könne.

Hier die Stellungnahme:

heinke hoffmannMeldorf, 24.11.2015 – Vor über 20 Jahren hat der Künstler Gunter Demnig das Projekt Stolpersteine gestartet, um den Opfern des Nationalsozialismus  zu gedenken. Nun kommt der Künstler Anfang Dezember auf Einladung der Stiftung Mensch nach Meldorf. Vorgeschlagen von der Stadt Meldorf und ermöglicht durch eine Spende werden hier zwei weitere Stolpersteine verlegt: in Gedenken an Heinke Hoffmann und Antje Hinrichs.

Am Dienstag, den 1. Dezember 2015, ist Gunter Demnig um 18:30 Uhr zu Gast im Dithmarscher Landesmuseum und berichtet über seine Motivation und Stolperstein-Erfahrungen. Dr. Klaus Alberts, Jurist und freier Autor aus der Region, führt durch die Veranstaltung. Er stellt die Lebensgeschichte beider Mädchen vor und erläutert die Bezüge zu den Orten der Verlegung der Steine in Meldorf. Interessierte sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist kostenfrei.

53.000 Stolpersteine sind in Deutschland und in Europa bislang verlegt worden. Damit stellen sie das größte dezentrale Mahnmal der Welt dar.  

Angeregt durch das Umbenennungsvorhaben  Gustav-Frenssen-Weg  ist die Stiftung Mensch auf die Lebensgeschichte von Heinke Hoffmann und Antje Hinrichs aufmerksam geworden. Beide hatten eine Behinderung und einen Bezug zu Meldorf. Beide wären heute Mitte 70. Beide könnten noch leben, wären sie nicht in ihrer frühen Kindheit durch Euthanasie – Untersuchungen in der Klinik Hamburg – Rothenburgsort ermordet worden.

Hildegard Thevs – bekannt durch diverse Stolpersteinprojekte in Hamburg – hat die Lebensgeschichten der beiden Kinder recherchiert. Seit 2005 hat sie ihre Biografieforschung auf die am ­meisten tabuisierte Gruppe ausgedehnt, nämlich auf Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung. Dank ihrer Arbeit liegen vor der damaligen Klinik, in der auch Heinke und Antje ermordet wurden, 35 Stolpersteine. „Ich bin froh, dass wir uns dieser Kinder, die verraten und verleugnet wurden, nun wieder erinnern können“, sagt Hildegard Thevs. Die Verlegung der Stolpersteine beginnt am 2. Dezember um 9:00 Uhr, vor der Wohnstätte der Stiftung Mensch, Österstraße 6, Meldorf.