Freitag Nr.  16 11.04.2003  

Michael Jäger Katzen auf Mauervorsprüngen

 

RUSSLANDDEUTSCHE

Ulla Lachauer beschreibt eine moderne Odyssee Ein Sachbuch über die Repatriierung von Russlanddeutschen - wen interessiert das?

Sogar die Betroffenen lassen sich nicht immer gern an ihre Irrfahrt durchs 20. Jahrhundert erinnern. Als sie noch Bücher über Deutsche aus Ostpreußen schrieb, standen Ulla Lachauer alle Türen offen; ihr jüngstes Projekt kam nur mühsam voran. Dabei ist es besonders geeignet, Verständnis für Schicksale von Deutschen zu wecken. Denn den Russlanddeutschen kann niemand vorwerfen, sie hätten auch nur indirekt an der Vorbereitung oder Durchführung der Naziverbrechen mitgewirkt.

Das schützte sie freilich nicht vor Repressalien von Seiten der Sowjetbehörden während des Hitler-Krieges. Womit auch schon die Frage beantwortet ist, ob das überhaupt Deutsche sind, diese Menschen, die oft nicht einmal deutsch sprachen, bevor sie nach Deutschland einreisten. Haben wir uns nicht geärgert, als Helmut Kohl sie den Asylbewerbern aus aller Herren Länder vorzog? Aber selbst wenn sie nicht Deutsche hätten sein wollen, es wäre ihnen doch zugeschrieben worden. Es hätte in jedem Fall ihr Schicksal in der Sowjetunion bestimmt.

Ob sie deshalb die Bevorzugung verdienten, ist nicht die Frage Ulla Lachauers. Ihre Faszination gilt der exemplarischen Irrfahrt dieser Menschen. Dass es Russlanddeutsche sind, erleichtert vor allem unseren Zugang - da spielt die Nationalsprache eine Rolle -, ansonsten erfahren wir eher etwas über Weltreisen, das Verlassen von Orten und das Verschwinden von Heimatgefühl. Rita Pauls, die Hauptperson, hatte noch als Zwanzigjährige in Karaganda, Kasachstan, gelebt. Sie wollte so wenig ausreisen wie ihre russische Mutter. Aber im größten Teil der überwiegend deutschen Familie kam 1989 eine Ausreisedynamik in Gang, die durch nichts aufzuhalten war. Wer weiß, ob Rita sich nicht noch heute eher als Russin denn als Deutsche fühlt. Ihre beste Freundin musste sie in Karaganda zurücklassen. Trotzdem würde sie jetzt nicht mehr zurückkehren. Denn derselbe historische Ereignis-Schub, der die Familie Pauls nach Deutschland spülte, obwohl es ihr in Karaganda eigentlich besser ging - nicht materiell, aber sozial: Ritas Vater Heinrich stand als Kranführer in hohem Ansehen; in Deutschland konnte er nur einen Gabelstaplerjob ergattern und wurde bald arbeitslos -, derselbe Schub bewirkte im weiteren Verlauf den Niedergang Karagandas, das heute einer verlassenen Goldgräberstadt ähnelt.

Heute würden die meisten gern auswandern. Den Deutschen ist es gelungen, aber eben vor Jahren, als sie von dem Niedergang, dem sie glücklich entkamen, nichts ahnen konnten. So spielte das Deutschsein eine Rolle. Der zeitgenössische deutsche Roman über derartige Globalisierungs-Schicksale ist bislang vergeblich gefordert worden. Aber Ulla Lachauers Sachbuch hat etwas von einem Roman. Wie der Ulysses von Joyce ist es mit der Frage konfrontiert, welche Formen heutzutage eine Odyssee annimmt.

Und erneut bewähren sich die ganz unmodernen Entschleunigungsmittel. Während sich Bloom, der Romanheld von Joyce, unbewusst an unsichtbaren homerischen Fäden durch die moderne Großstadt hangeln darf, haben die Pauls sich aus dem letztlich verwandten Grund zurechtgefunden - ob im Chaos der Zwangsverschleppung nach Kasachstan oder im übergang von Stalin zu Breschnew -, dass sie Mennoniten waren und blieben. Das mag man schwach finden, aber was hatten sie denn sonst? Mit der Lehre vom Land der Arbeiter und Bauern konnten sie sich nicht interpretieren, so wenig wie Bloom irgendeine Soziologie der Individualisierung geholfen hätte. Sie waren zwar Bauern und wurden Arbeiter, und es gab, auch in ihrem Namen, Fünfjahrespläne. Einer sah vor, dass Karaganda ein Zentrum der Kohleförderung werden sollte. Die Pauls wussten aber gar nichts davon. Ritas Großeltern hatten keinen blassen Schimmer, weshalb man sie nun plötzlich in Viehwaggons steckte und irgendwo auf der Steppe absetzte, wo sie, es war Spätherbst, was sollten sie machen, schnell Erdhöhlen buddelten und sich der Wölfe erwehrten.

So begann eine der ruhmreichen Taten der Sowjetunion, eben die Gründung der Stadt Karaganda. Sie wurde tatsächlich «aus dem Boden gestampft». Ebenso waren die Pauls vorher ohne Chance gewesen, im Kampf gegen die «Kulaken», zu denen sie plötzlich geworden waren, ähnlich wie bei Kafka jemand unerwartet als Käfer aufwacht, irgendetwas zu begreifen.

Die Vorfahren waren um 1800 dem Ruf der deutschen Zarin Katharina gefolgt, deutsche Bauern sollten sich in Russland ansiedeln. Viele hatten Grund, das zu tun, die Mennoniten zum Beispiel deshalb, weil ihnen in Russland die Kriegsdienstverweigerung gestattet war. Die Pauls hatten in der Wolgarepublik ein Mennoniten-Dorf mit dem schönen Namen «Lysanderhöh» bezogen. Da alle fleißig arbeiteten, wurde es eine blühende Landschaft. Dann schickte man sie in die Steppe. In Karaganda gaben sie einmal einem Deutschen, den sie für einen Bettler hielten, eine Suppe. Leider war Krieg, und sie hatten sich nicht gefragt, ob das nicht ein entlaufener deutscher Soldat sein konnte. Es war einer, verkleidet in Zivil. Ritas Großvater verschwand deshalb im Gulag.

Und sie selbst begriff auch nichts. Sie hatte eine schöne Jugendzeit in der Breschnew-ära, diskutierte mit der Freundin über Ufos und sah keinen Zusammenhang zwischen gewissen stadttypischen Krankheiten und dem nahe gelegenen Weltraumbahnhof Baikonur. Von den Umständen der Gründung ihrer Stadt erfuhr sie schon gar nichts, ihre Eltern wollten es ihr ersparen. «Bei fast jeder Tiefbaumaßnahme wühlen die Brigaden Knochen heraus», ein paar Jahre, bevor sie geboren wird - dennoch: keine Vergangenheitsbewältigung. Erst Ulla Lachauer klärte sie auf. Da lebte sie schon in Deutschland und bewegte sich in neuen Rätseln.

All diese Menschen durchschauten die eigenen Lebensumstände nicht und waren ihnen doch nicht wehrlos ausgeliefert. Sie konnten sich einrichten wie Katzen auf Mauervorsprüngen. Von Ulla Lachauer erfahren wir, was ihnen half. Erstens waren sie Bauern. Nicht Melker oder Traktoristen, sondern Bauern, die noch alle Grundtätigkeiten beherrschten, so dass sie einen Boden ohne fremde Hilfe bezwingen konnten. Zweitens legten sie sich eine Deutung der Umstände in ihren Bibelstunden zurecht. So klug wie wir, die wir ja natürlich genau wissen, wozu die Menschheit Weltraumbahnhöfe braucht oder warum «Kulaken» verjagt werden müssen, waren sie zwar nicht. Aber so ging es eben auch, mit ein und derselben Bibel, die Jahrhunderte lang zwischen Westpreußen, Lysanderhöh, Karaganda und Kehl bei Straßburg kursierte. Und dann spielt drittens auch das Deutschsein eine Rolle. In Karaganda, wo Ritas Vater aufwuchs, gab es zwar keine deutschen Institutionen wie in der Wolgarepublik, aber er wurde von der Großmutter erzogen, während die Mutter aushäusig arbeitete, und so lernte er nicht nur den Weihnachtsmann und den Osterhasen, sondern auch Grimms Märchen und Johann Peter Hebels Rheinischen Hausfreund kennen. In Kehl beim Sprachkurs prallen die Welten aufeinander.

«›Horch, Ulla, unser Deutsch war ja, na ja. Also, wir sollten nicht sagen du sollst!, das wäre heute nicht angebracht, bei Kindern mit erhobenem Zeigefinger und überhaupt, besser ist du solltest! Da hab ich gefragt, ob es denn auch heißt, du solltest nicht töten!‹» Für Ulla Lachauer werden Ritas Sprachirrtümer zu Leitmotiven: Tierzüchtigung statt -züchtung, Schicksäle statt Schicksale. «›So viele Schicksäle‹, dachte ich, in Gedanken Ritas Ausspruch zitierend. Das Leben ist ein Saal, in den man geschickt wird, das Geschick ist ein Raum. Und wenn man zu einem fremden Leben Zugang haben möchte, muss man eine Tür öffnen oder eine Wand einreißen.» Lachauer öffnet sie so behutsam wie entschlossen und fährt Ritas Verwandten bis Kanada nach. Sie arbeitet in Archiven, befragt weitere Zeitzeugen. Es wird ihre eigene Irrfahrt. In dem, was ihr die Russlanddeutschen erzählen, «treibt» sie «wie in einem Strudel». «Auf einmal, wie aus dem Nichts, taucht Heinrich Pauls auf, ein ›Plattdeutscher‹. Im nächsten Satz schon ist Maria mit ihm verheiratet, im übernächsten haben sie zwei Kinder, Leni und Heinrich, irgendwo in einer übervölkerten Baracke im Sowchos ›18. Parteitag‹.»

Sätze, über Abgründe gelegt, dennoch schwindelfrei. Sie bezeugen eine Kraft. Der Wüterich, der Odysseus am Weiterfahren hindern könnte, scheint noch nicht geboren zu sein.

Ulla Lachauer, Ritas Leute. Eine deutsch-russische Familiengeschichte. Briefe, Tagebücher, Biographien. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, 432 S., 19,90 EUR

Rita stammt aus Kasachstan und ist erst 1989 mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Die Pauls' gehören zu den mittlerweile zwei Millionen Russland-Aussiedlern. Ein Zufall führt die 19-jährige Rita mit der Autorin und Filmemacherin Ulla Lachauer zusammen. Sie beschließen irgendwann, die Geschichte von »Ritas Leuten« zu erforschen.

ULLA LACHAUER: Immer wenn Rita von ihrer Familie erzählt hat, merkte ich: Ich höre sehr gerne zu. Es war nicht das Politische, was mich anzog, sondern die persönlichen Dinge: Der Vater ein Kranführer, die Mutter eine russische Schönheit mit einem Buckel. Irgendwie hat Rita mit ihren Erzählungen kleine Lichter in meinem Kopf entzündet.

RITA PAULS: Und ich dachte: Wieso fragt diese Deutsche mich immer nach meiner Familie? Ist es Höflichkeit oder wirkliches Interesse?

ULLA LACHAUER: Ich glaube, dass ich mich durch die Berührung mit Ritas Welt, in der es so ganz anders zugeht als in meiner, verändert habe. Verändert hat sich auch meine Alltagswahrnehmung. Wann immer ich in der Stadt unterwegs bin, erkenne ich Russlanddeutsche spätestens auf den zweiten Blick.

RITA PAULS: Ich erkenne meine Landsleute sofort, Männer wie Frauen. Es ist dieser besondere Blick, in dem etwas von Zurückhaltung und Verlorenheit liegt. Die jüngeren Frauen manchmal überelegant, die Männer eher dörflich, mit ihren alten Anzügen. An ihnen siehst du die Spuren von Wind und Wetter.

ULLA LACHAUER: Das Verhängnis von Ritas Großvater war, dass er einem deutschen Kriegsgefangenen geholfen hat. Das ist die Schlüsselgeschichte in Ritas Familie – dadurch kamen die Großtante und der Großvater ins Lager. Sie hat überlebt, er ist verhungert. Bis heute hoffen wir, dass sich dieser junge Mann von damals noch meldet – oder jemand aus seiner Familie

RITA PAULS: Ich selbst fühle mich heute nicht mehr zerrissen zwischen Kasachstan und Deutschland. Heute weiß ich: Ich gehöre hierher. Nicht unbedingt nach Deutschland, aber nach Europa. Es war eine richtige Entscheidung meines Vaters war, Kasachstan zu verlassen. Für mich ist das Wichtigste: Ich kann später meinen Kindern etwas vorlesen, wenn sie fragen, woher wir kommen, weshalb wir hier leben. Mit diesem Buch haben wir unsere Familiengeschichte wiederentdeckt, und das ist ein großes Glück.

Heimatverräter(3)

Ostpreußen und Heimat Heimatverzicht = Heimatverrat!

Eine Dokumentation der Heimatverräter

Frau Ulla Lachauer (U.L.) Vorbemerkung: U.L. ist eine BRD-Beauftragte zur Verbreitung verzichtlerischer Gesinnungen und zur Beeinflussung der ostdeutschen Heimatvertriebenen zum Heimatverzicht. Sie ist also eine aktive Agitatorin für das Pro Heimatverzicht und führt in diesem Rahmen diverse Auftragsarbeiten durch, die eindeutig gegen die Interessen der Vertreibungsopfer gerichtet sind. Ulla Lachauer, geboren 1951 in Ahlen/Westfalen. Studium der Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Gießen und Berlin. Arbeitet als freie Journalistin und Filmemacherin.

Achtung!!! (U.L.) ist eine aktive Agitatorin für das Pro Heimatverzicht Die Schlussfolgerung von Frau Ulla Lachauer: „Für Deutschland (Vertreibungsopfer) die Geschichte und Für Russland die geraubte Heimat Ostpreußen“ Anmerkungen: Frau Ulla Lachauer (U.L.) gehört zum Kreis jener Bundesbürger, die kein Nationalwertgefühl mehr haben und die deshalb ohne Rücksicht auf die nationale Würde aller Deutschen auch leichtfertig für den Heimatverzicht östlich der Oder-Neiße eintreten.

Der Beweis zu dieser Feststellung ergibt sich aus den Buch "Land der vielen Himmel". Im Vorspann ihres Buches sagt Frau U.L. selbst, dass sie ein großes Missvergnügen an Deutschland verspürt! Die eigene Heimat der Memelländer wird von Frau U.L. als "Westlitauen" oder auch als "Kleinlitauen" bezeichnet und Deutschlands Memelländer nennt sie "eingedeutschte Litauer"! Nach Meinung der Frau U.L. seien die Memelländer unnötig mit erzwungenem Deutschunterricht gequält worden. Zitate:

 "Auch Memel war von den Identitätsproblemen des bäuerlichen Hinterlandes nicht ausgenommen. Denn ganz so deutsch, wie oft behauptet wird, war es nicht." Und an einer anderen Stelle heißt es: "Jetzt (...) gibt es nichts mehr wiederzuerwecken. (...) Die historische Zeit des Memellandes, (...), lauft unwiderruflich ab." Eine Erklärung dafür, warum der Memelländische Volksstamm aus der eigenen Heimat vor den eingedrungenen Litauern geflohen ist, wird nicht gegeben.

Statt dessen sind die Sorgen für Frau U.L. um das Schicksal jüdischer Bürger in der Memelländischen Heimat weit größer als die Existenzberechtigung der Memelländer in der eigenen Heimat! Achtung! Die von BRD-Stellen finanzierten Auftragsarbeiten der Frau Ulla Lachauer sind Wühlarbeiten, Geschichtsfälschungen und Gehirnwäsche Pro Heimatverzicht.

„Heimat-Tage“ =  Ein Herz und eine Seele? Der Hörfunk-Preis ging an die 43 Jahre alte Autorin Ulla Lachauer aus Mannheim, deren Sendung „Neinmersdorf, 21. Oktober 1944. Das Sprechen und das Schweigen über die Vertreibungsverbrechen“ vom Deutschlandfunk, jetzt Deutschlahdradio, ausgestrahlt wurde.

Ulla Lachauer arbeitet auch für das Fernsehen und tat sich dabei etwa mit einer Reportage über das Trakehner-Gestüt in Ostpreußen hervor. Meinungsspektrum der Frau Ulla Lachauer (U.L.) Leseprobe aus Ritas Leute