Ich war auch da. Durch die Aufforderung, lauter zu reden, bekam die Lesung etwas von einem Vortrag. Von dem ersten Teil weiß ich fast nichts mehr, nur dass es um einen holländischen Botschafter von Peru ging, der möglicherweise in eine Aktion der Tupamaros oder Sendero Luminoso, peruanischer Befreiungskämfer, verwickelt war.
Im zweiten Teil las er die Geschichte von dem Mann, der nach Hause kommt und berichtet, dass er einer Frau ein Auge ausgestochen hat, worauf es zu einem Beziehungskrach kommt.

Meldorf (alp) Einen köstlichen literarischen Abend hat der Peter Panter Buchladen allen Arnon-Grünberg-Verehrern beschert

- und auch solchen Bücherfreunden, die einfach neugierig waren auf diesen viel gelobten Autor.

Der schleswig-holsteinische Literatursommer, der denselben Länderschwerpunkt hat wie das Musikfestival, nämlich die Niederlande, machte es möglich: Gefördert von vielen Institutionen - vom Literaturhaus in Kiel bis hin zur Botschaft des Königreichs der Niederlande - reist der viel gefragte Schriftsteller zurzeit durch unser Bundesland und machte auf Einladung von Jan Klabunde und Alexander Kühnl, den Peter- Panter- Buchladen- Betreibern, auch in Meldorf Station.

Die Cafeteria der Neuen Holländerei fasste die Besuchermenge kaum, die auf den Autor aus Amsterdam wartete, der in New York lebt. Schmal und unauffällig hielt er sich im Hintergrund. Doch sobald er vor dem Lesepult stand und zu lesen und erzählen begann, sprühte er vor Witz und Temperament. Sein leichter holländischer Akzent machte den 35- jährigen besonders liebenswert.

Sein Lebenslauf bietet den Stoff, aus dem moderne Entwicklungsromane sind: Rausschmiss aus dem Gymnasium, Jobs als Tellerwäscher und Bote, gescheiterter Versuch als Verleger, kein Glück als Schauspieler - und dann mit 23 Jahren der große Durchbruch mit dem ersten Roman „Blauer Montag”. Ihm folgte Jahr für Jahr ein neues Buch, die Werke wurden in 20 Sprachen übersetzt.

2006 erschien die Geschichte „Gnadenfrist”, aus der Grünberg zuerst las. In lakonischen Sätzen beschreibt er das dahin plätschernde Leben eines holländischen Diplomaten in Lima, dessen Stärke nicht darin besteht, Verantwortung zu übernehmen, wie seine Frau bemerkt. Doch plötzlich ändert sich alles durch die Begegnung mit der Studentin Malena.

Dann trug Grünberg dem amüsierten Publikum ein Kapitel aus seinem schon 2003 erschienenen Roman „Der Vogel ist krank” vor und zeigte dabei kabarettistisches Talent. Auch seine Romantexte haben diesen Hauch von Kabarett: Mit scheinbar leichter Hand und viel Komik beschreibt er Situationen, doch unter der vergnüglichen Oberfläche verbergen sich bestenfalls Leere und Gleichgültigkeit, im schlimmeren Fall die alltäglichen Dramen.

Liebe Freunde und Freundinnen des Peter Panter Buchladens,

wir laden herzlich zu unserer nächsten Veranstaltung ein und senden sommerliche Grüße aus Meldorf !

Arnon Grünberg liest aus: Gnadenfrist

Mittwoch. den 2. August 2006, 20.00 Uhr, Neue Holländerei, Jungfernstieg 4, 25704 Meldorf Eine Veranstaltung des Literatursommers Schleswig-Holstein 2006 mit freundlicher Unterstützung des Literaturhauses Schleswig-Holstein

Jean Baptiste Warnke („Mit so einem Namen kann man eigentlich nur Diplomat werden”) verdingt sich als zweiter Mann an der niederländischen Botschaft in Lima. Größte Herausforderung dieses Jobs ist wohl die Recherche, ob ein hochrangiger Besucher aus den Niederlanden Vegetarier ist - oder mit gegrilltem Fleich erfreut werden kann. Warnke ist konfliktscheu, behäbig, regelkonform, etwas ungelenk, zufrieden mit seinem Leben und seiner Familie, und das endet -wie bald zu merken ist- in einem Desaster. Eines Tages lernt er bei seinem täglichen Abstecher in einem Café die junge Peruanerin Malena kennen und erliegt ihrem verführerischen Zauber.

"Wie Grünberg den Verfall diplomatischer Souveränität, bürgerlichen Glücks und westlicher Arroganz im Hexenkessel von Lima schildert, macht seine schmale Erzählung zu einem kleinen Meisterwerk." (Tages-Anzeiger Zürich)

Arnon Grünberg wurde 1971 in Amsterdam geboren. Nach dem Rausschmiss aus dem Gymnasium jobbte er als Gehilfe in einer Apotheke und als Tellerwäscher. Der klassische Karrieresprung zum Millionär blieb aber aus: Ein Versuch als Verleger endete im Konkurs. Erfolg hatte er mit seinem ersten Buch, das er mit gerade einmal 23 Jahren schrieb: "Blauer Montag", in dem er schonungslos Vorstellungen von Jugend, Liebe und Judentum zertrümmert. Ein Karrierewechsel ins Schauspielfach mißlang, Grünbergs Stücke wurden zwar aufgeführt, aber als Darsteller wollte ihn nach dem zweiten Stück niemand mehr sehen. Es blieb ihm das Schreiben.

"Dabei gehört Grünberg inzwischen zu den bedeutendsten Schriftstellern der jüngeren Generation. Seit über zehn Jahren fliegt der Holländer durch die internationalen Bestsellerlisten, legt fast jede Saison ein neues Buch vor, schreibt daneben noch mindestens zwei Kolumnen pro Woche für Zeitungen und produziert Pointen wie andere Leute Handygebühren. Nicht umsonst gilt er als neuer Woody Allen. Für den FAZ-Rezensenten Dirk Schümer ist Grünberg schlicht 'ein Genie, ein literarischer Jahrhundertglücksfall'. Kann man Lobgesänge dieser Preislage überhaupt steigern? Und doch müßte man es können, denn Grünberg wird mit jedem Buch noch besser." (Buchkultur Wien)

Eintritt EURO 6,--, ermäßigt EURO 3,--, Vorverkauf ab sofort unter Tel. 04832-4104 oder eMail: buchladen@peter-panter.de. Mehr auf   ww.peter-panter.de.