bundesweiter Protest gegen Hartz IV

                     

von klitschnaß - update 6.6.06 - 03.06.2006 18:40

Trotz strömenden Regens haben am 3. Juni weit mehr als 10000 Menschen gegen Hartz IV protestiert. Sogar ein Sonderzug fuhr zur Demo. Im Bundestag wurden weitere Verschärfungen von Hartz IV beschlossen - noch schlimmer als ursprünglich geplant. Bei der bundesweiten Demo nervte die Polizei mit ständigen übergriffen, es gab zahlreiche Festnahmen. Der Protest wird mit dezentralen Aktionen während der WM weitergehen.

An der Demo beteiligten sich nach meinen Schätzungen zwischen 10 und 20000 Menschen. Die Organisatoren redeten erst von 30 000, die Bullen von 3500. Jetzt sprechen die Organisatoren auch nur noch von 15 000 Leuten, was realistisch ist. Ca 1500 Leute waren im linksradikalen "Wir Wollen Alles" Block, der mehrfach von der Poliezi mit voller härte angegriffen wurde.

Schon auf der Auftaktkundgebung wurden vereinzelt Leute rausgegriffen wegen "Vermummung" oder "Sprinergsteifeln". Als die Demo losghing, wurde die Spitze von der Polizei gestoppt und es wurde gefordert die Seitentranspis beim "wir wollen alles"Block einzupacken. Wurde nicht gemacht und am Hackeschen Markt gabs die erste Prügelei. Dort erst noch ohne erfolg für die Bullen, nach gerüchten gab es Festnahmen. Die Bullen wollten den "Wir Wollen Alles" Block nicht weiterlaufen lassen und wurden professionell überrannt. das auftreten der Polizei hat dazu gefürth das sich viele gewerkschaftler und rentner mit den Autonomem solidarisiert haben. Einige "Normale" sind auch zu militanten angriffen auf die Bullen übergegangen. Etwas wurde aus Frankreich gelernt, die Leute solidarisierten sich mehr untereinander.

Die Demo zog schliesslich weiter ohne das die Cops ihr ziel erreicht hatten. Kurz vor der Synagoge griffen sie ein weiteres mal an. Diesmal entwendeten sie einige Seitentranspis und es gab wohl auch festnahmen. Bis zur Abschlusskundgebung gings dann ohne zwischenfälle weiter. Doch die Stimmung heizte sich mehr und mehr auf und vor allem die älteren Demonstrationsteilnehmer wurden immer aggressiver gegenüber den Bullen.

Am Abschlussplatz gings dann nochmal ziemlich derb ab. Die Bullen nahmen einen Punker fest und ein grossteil der Demo (nicht nur Schwarzkapuzen, viele WASGler, SAVler, DKPler, IG-Metall etc) kesselte die Bullen ein. die brauchten mehrere Minuten um sich aus der Demo rauszuprügeln, wurde mit flaschen und Fahnestangen bzw WASG-Schildern bearbeitet. Dabei standen meist junge Antifas in Ketten um die Bullen und alte Menschen zwischen den Fronten und versuchten die Bullen zu behruigen und sie von der Gewalt abzubringen, mit dem Ergebniss das sie massiv Pfefferspray und Knüppel ins Gesicht bekammen, daraufhin prügelten alle auf die Bullen ein. Das ging mehrmals so , bis die Cops endlich aus der Demo geprügelt waren.

Mensch konnte sehn das die Bullen wirklich riesen Schiss hatten, etwas koordinierter und sie haben KEINE chance. Auf jeden Fall war das Grundgefühl heute untereinander Solidarischer als früher. Schön. Die Gewerkschafter machen nicht mehr die bösen "Autonomen" für die Gewalt verantworltich, wie früher, sondern die Bullen. Und die Autonomen brachten auch keine Schwachsinnsaktionen sondern haben vorbildlich Ketten gebildet und sich nicht provozieren lassen. Alles in allem

quelle= indymedia
Polizeigewalt                  

eine kämpferische und schrecklinch nasse Demo. Die berliner Polizei hat sich so aufgefürth wie auf jeder kleinen Antifa-Demo, haben aber erleben müssen das das auf ner grossen Sozialabbau-Demo nicht so gut funktioniert. Und zwar weil die "normalen" demonstranten nicht mehr schnell das weite suchen und die Polizei den "harten Kern" plattmachen lässt, sondern sich solidairisiert und gegen Polizeigewalt protestiert. Erstmal friedlich, aber wenn sie von den Cops verdroschen werden schlagen sie engagierter zurück als so mancher autonomer Antifa.

mehr angriffe auf wir wollen alle Block

IL 03.06.2006 21:02

Es gab mehr als zwei Angriffe auf den Block, es waren insgesamt vier Angriffe der Cops. Sie wurden allerdings alle vier erfolgreich zurückgeschlagen / abgedrängt. Einzelne Festnahmen sind zwar auch nicht toll, aber es ist den Pigs nicht gelungen in den Block reinzugehen bzw. ihn auseinanderzusprengen oder am Weiterlaufen zu hindern.

Es sollte auch noch positiv erwähnt werden, dass sich nicht nur die DemoteilnehmerInnen nicht haben spalten lassen, sondern das auch von der Tribüne aus die Bullen am Schluss aufgefordert wurden zu gehen und ganz klar gesagt wurde "der Angriff der Polizei wurd als ein Angriff auf alle, auf die gesamte Demonstration gewertet, es ist ein Angriff auf die Proteste und da kann es nur eine Antwort geben: die Proteste ausweiten und französische Verhältnisse schaffen."

Alles in allem ein Erfolg

etwas andere Sicht

lok 03.06.2006 22:13

* Meiner Beobachtung nach waren auf der Demo keinesfalls 15.000 Menschen. Es waren ordentlich viele, mehr als von manchen (grad angesichts des Wetters) befürchtet, aber jedenfalls allerhöchstens 10.000, eher weniger. Was angesichts der realen Situation ärgerlich ist, denn es bräuchte mindestens 100.000 auf der Straße, um wirklichen politischen Druck zu erzeugen. Da nützt es uns auch nichts, in den eigenen Medien die Zahlen größer darzustellen als sie sind - die bürgerlichen Medien schreiben sowieso aus dem Polizeibericht ab.

* Das Spektrum war sehr vielfältig, es waren aber doch vor allem organisierte Linke im weitesten Sinne. Die "Basis", die eine solche Demo wirklich riesig machen kann, war leider zu wenig vertreten.

* Das Verhältnis untereinander war wirklich sehr solidarisch und gut. Die Provokationen der Bullen wurden von allen als Angriff auf die gesamte Demo empfunden.

* Die Bullenangriffe waren, für Berliner Verhältnisse, eher zurückhaltend, so wie die Bullenpräsenz insgesamt. Es waren nur kleine Einheiten, die sich verhältnismäßig rasch zurückdrängen ließen, ohne dass die Einsatzleitung Verstärkung ranholte. Es erweckte den Eindruck, dass sie zeigen wollten, "nichts durchgehen zu lassen" (also Verstöße gegen Auflagen zu ahnden), ohne aber wirklich zu eskalieren. Wir haben in Berlin schon oft genug erlebt, dass die Polizei sich ihre Anlässe zum Sprengen einer Demo selber schafft: Unter irgendeinem Vorwand mit wenigen Beamten reingehen, die nachfolgende Auseinandersetzung zum Anlass nehmen, mit zehnmal sovielen reinzugehen, und das dann zum Anlass nehmen, alles aufzumischen. Darauf sind sie heute eindeutig nicht aus gewesen. Man konnte sogar die Zugführer dabei beobachten, wie sie übereifrige Kollegen zurückgezogen haben... nicht dass sie deswegen großes Lob verdient hätten, aber wir sollten doch die Darstellung nicht übertreiben.