Presseerklärung; Lübeck, 19.9.2005

Flüchtlingsorganisationen konferieren im Lübecker Rathaus:
Flüchtlingsräte protestieren gegen länderübergreifende Pläne zur Kasernierung von Flüchtlingen

Aufruf zur Demonstration am vergangenen Sonntag in Horst (22.9.)

Auf Einladung des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein und des Lübecker Flüchtlingsforums trafen sich am Montag im Lübecker Rathaus VertreterInnen von Flüchtlingsorganisationen aus den Bundesländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Anlass der Beratungen waren aktuelle Pläne der Länderregierungen Hamburgs und Schleswig- Holsteins, die ihre Erstaufnahme für Flüchtlinge und sog. illegal Eingereiste künftig im mecklenburgischen Horst bei Boizenburg zusammenführen wollen. Hamburg wird seine Erstaufnahmeeinrichtung, die sich bis dato auf dem Wohnschiff Bibby Altona im Neumühler Hafen befindet, im kommenden Jahr von Flüchtlingen räumen. Ab dann sollen alle Asylsuchenden ihren Asylantrag zwar noch in Hamburg stellen, dann aber regelmäßig umgehend zur Erstaufnahmne nach Horst abtransportiert werden.

Die Flüchtlingsräte der drei Bundesländern kritisieren das in Horst angestrebte Konzept entschieden. Die Hamburger und Schweriner Innenbehörden beabsichtigen offenbar in Horst die Realisierung eines Ausreisezentrums. Dies bedeutet, dass zugewiesenen Flüchtlinge kaum mehr Chance auf Weiterverteilung in dezentrale Unterbringung bzw. privaten Wohnraum erhalten werden. Behördliches Ziel ist, die Menschen so lange wie möglich in der kasernierten Landesunterbringung zu halten; sie ggf. direkt von dort gleich wieder abzuschieben. Eine behördenunabhängige Beratung ist nicht vorgesehen.

Die in einer ehemaligen NVA- Kaserne geplante Erstaufnahme in Horst liegt mitten im Wald, ohne zivile Nachbarschaft oder nennenswerte Kontaktmöglichkeiten zu Einheimischen oder Anbindung an soziale Infrastruktur, Bildungs- bzw. Kulturangebote. Mit Blick auf die Residenzpflicht für Flüchtlinge bedeuten die Pläne systematische Ghettoisierung und gezielte Desintegration der Betroffenen. Die Flüchtlingsräte fordern, das länderübergreifend auf Schutzsuchende zielende Kasernierungsvorhaben fallen zu lassen.

Die Flüchtlingsräte Hamburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins kündigen in den kommenden Monaten lautstarken Protest gegen die Pläne Länderregierungen an. Sie fordern, Flüchtlinge regelmäßig - wie im Gesetz vorgesehen - spätestens nach 9 Monaten dezentral umzuverteilen. Statt zentralistischer Ghettoisierung und Lagerunterbringung fordern die Lobbygruppen die freie Wahl des Aufenthaltsortes und die Unterbringung in privaten Wohnungen für Flüchtlinge.

Die Lübecker Runde ruft dazu auf, sich an der für kommenden Sonntag, 25.9.2005, geplanten Demonstration und Kundgebung gegen Kasernierung von Flüchtlingen in Lagern vor der Kaserne der EAE Horst/Nostorf zu beteiligen.

Mehr Informationen im Internet: www.fluechtlingsrat-hamburg.de
gez. Martin Link; Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.; T. 0431-735 000


(Peter Klemm)

Bekämpfung unerwünschter Migration (I)

Das deutsche Innenministerium veröffentlicht ein Strategiepapier zur Errichtung von Flüchtlingslagern ("Aufnahmeeinrichtungen") in Afrika und Osteuropa. Effektiver Schutz für Flüchtlinge, wirkungsvolle Bekämpfung illegaler Migration

überlegungen des Bundesministers des Innern zur Errichtung einer EU-Aufnahmeeinrichtung in Nordafrika

(...)

2. Lösungsansatz

Zwar tragen auch Maßnahmen in der EU wie eine verstärkte überwachung der Seegrenzen oder eine konsequente Rückführungspolitik der Zielstaaten zu einem Rückgang von Seewegschleusungen bei. Nachhaltig wirksame Lösungen von Flucht- und Migrationssituationen in Drittstaaten müssen aber vor Erreichen des Hoheitsgebiets der Mitgliedsstaaten bereits nahe der Herkunftsregion ansetzen.

Mittel- und langfristig sind die Schutzkapazitäten in Erstaufnahmestaaten in der Region zu erhöhen und verstärkt Maßnahmen zur Bekämpfung der Flucht- und Migrationsursachen in den Herkunftsstaaten (...) zu ergreifen. (...)

Ergänzend sind kurzfristig wirkende Maßnahmen erforderlich. Für Personen, die auf Hoher See in gefährlicher Situation aufgenommen werden oder das Risiko einer Meeresüberfahrt vermeiden wollen, ist ausnahmsweise eine Prüfung der Schutzbedürftigkeit nicht erst im Zielstaat, sondern in einer Aufnahmeeinrichtung auf dem afrikanischen Kontinent durchzuführen. (...) Die Errichtung der Aufnahmeeinrichtung in Nordafrika muß dabei Teil einer langfristigen Strategie sein, die Aufnahme- und Schutzkapazitäten dieser Staaten so auszubauen, dass sie nicht mehr nur Transitstaat sind, sondern selbst in wirksamer Weise Schutz anbieten und gewährleisten können. (...)

3. Konkretisierung des Vorschlags

Im Einzelnen enthält der Vorschlag folgende Eckpunkte:

* Die Bewertung der Schutzbedürftigkeit der aufgenommenen Personen erfolgt nicht als förmliches Asylverfahren, sondern als screening im Rahmen eines freiwilligen und zusätzlichen humanitären Aufnahmeprogramms. (...) Bei Annahme von Schutzbedürftigkeit in der Aufnahmeeinrichtung entsteht also (...) für Mitgliedstaaten keine Aufnahmepflicht (...).

(...)

* Für schutzbedürftige Personen ist ein Aufnahmeland zu finden - in erster Linie in sicheren Ländern der Herkunftsregion, ersatzweise auch im Rahmen von humanitären Aufnahmeprogrammen in Mitgliedstaaten. Nicht schutzbedürftige Personen sind (...) in das Herkunftsland oder die Herkunftsregion zurückzuführen. (...)

* Mitgliedsstaaten, die dies wünschen, können betroffenen Personen auch die Möglichkeit der legalen Einwanderung zu Arbeitszwecken anbieten.

(...)

4. Abschließende Bemerkungen

(...)

Auch Initiativen der EU und auf internationaler Ebene aus jüngster Zeit zielen in die Richtung, die durch den hier vorgelegten Vorschlag verfolgt wird.

(...)

* Die EG-Kommission hat in ihrer Mitteilung vom 1. September 2005 über regionale Schutzprogramme Massnahmen zum Schutz von Personen in den betreffenden Regionen vorgeschlagen. Die Länder in den Herkunfts- und Transitregionen sollen darin unterstützt werden, Anstrengungen im Hinblick auf den Aufbau von Schutzkapazitäten zu unternehmen. (...) In einem ersten Schritt sollen Massnahmen in der Subsahararegion (Grosse Seen) und im Gebiet der neuen unabhängigen Staaten umgesetzt werden.

Insbesondere die Vorschläge der EG-Kommission in der Mitteilung über regionale Schutzprogramme entsprechen in Inhalt und Zielrichtung weitgehend meinen Anregungen vom Juli letzten Jahres. Ich freue mich, dass sich in dieser für die Bekämpfung der illegalen Migration und den Flüchtlingsschutz wichtigen Frage nunmehr innerhalb der EU ein breiter Konsens abzeichnet.

????????????? Hat der einen Vogel? (Anmerkung von Gerd)


Dieser Beitrag von Peter Klemm erschien in einem Sozialforum im Internet und es gab keine Rektion. Es ist von Rechts bis Links völlig klar, das die Leidtragenden der zukünftigen Politik die Migrantinnen sein werden. Den Antifaschisten geht es darum, dass sie den Rechten ihre Symbole, (Che, Scherben) wieder zurückerobern, die Globalisierungskritiker wollen einen Teil von III. Welt- Kuchen abhaben. Die Arbeitslosen wissen schon lange, wer ihnen die Arbeit wegninmmt. Die Opfer sind die Refugees. Traut sich noch einer, das offen zu sagen?

Dieser Beitrag von "pklemm" wundert mich. Ob den niemand gelesen hat? Ob er dies ernst meint? Vielleicht wollte er nur mal sehen, ob einer das liest. Meine Meinung dagegen: es gibt keine soziale Sicherheit ohne die soziale Sicherheit von Einwanderinnen, Flüchtlingen aus Kriegsgebieten und Politisch Verfolgten. Wenn wir es dulden, dass unsere Mitbewohnerinnen abgeschoben werden, können wir ebenso gleich die eigene Haustür auflassen.

Es gibt dazu die Kritik der Flüchtlingsräte und anderer Migrantinnenvereine. Die Lübecker Runde ruft dazu auf, sich an der für kommenden Sonntag, 25. 9.2005, geplanten Demonstration und Kundgebung gegen Kasernierung von Flüchtlingen in Lagern vor der Kaserne der EAE Horst/Nostorf zu beteiligen.

Mehr Informationen im Internet: www.fluechtlingsrat-hamburg.de