Kiel bewahrt den Mythos
Schon 1999 mußte die Route der Neonazis aufgrund massiver Proteste stark verkürzt werden. Viele Menschen blockieren die Route der Nazis, die Polizei räumt einen kleinen Teil auf dem schließlich die Neonazis marschieren können. Direkte Angriffe auf die Nazis können die eingesetzten 2700 Polizisten nicht vollständig verhindern. Um 9 Uhr trafen sich knapp 1000 Menschen, die Ministerpräsidentin und die Wahlkämpfer der "demokratischen Parteien" am Landeshaus. Ab 10 Uhr 30 trafen sich tausende Gegendemonstranten auf dem Wilhelmplatz. An der Demonstration beteiligten sich 7000 bis 8000 Menschen. Dort wurde der "Schwur von Buchenwald gehalten".
27.Januar 1945 - 27.Januar 2005

60.Jahrestag der Befreiung Auschwitz durch die Rote Armee

Wir gedenken den Opfern des Nationalsozialismus.

Der Schwur von Buchenwald von Peter Gingold:

"Wir  schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Apellplatz, an dieser  Stätte des faschistischen Grauens:

Wir  stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

Die  Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.

Zum  Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach: WIR  SCHWöREN!"
Die strammen Deutschen hatten sich derweil am Hauptbahnhof versammelt. Im Laufe der Zeit flogen aus der Menschenmenge vor dem Sophienhof (großes Einkaufszentrum am Hauptbahnhof, dass so gut wie den ganzen Tag geschlossen war) nicht nur Worte sondern auch Obst, Eier und mehr zu den Nazis. Vereinzelte Wurfgeschosse nahm die Polizei zum Anlaß um die Menge mit Wasserwerfern, Schlagstockeinsatz und Drägeln auseinander bzw. bis zur nächsten Kreuzung zurück zu treiben. Anderthalb Stunden früher als von ihnen geplant verließen die Nazis Kiel. Auf der Straße war jedoch eine bunte Mischung als Jung und Alt, Schülern und Studenten, Politaktivisten und Demoneulingen unterwegs. 1000 organisierte Autonome, die dem Klischee entsprechen würden hätten die Polizei vor noch weit größere Probleme gestellt, als sie ohnehin schon hatte.
Ein paar ausgesuchte Kommentare aus dem Internet:

Cops und Israelfahne
no name 31.01.2005 15:20
Nach kurzer Zeit schritten Beamte des BGS gegen die beiden Träger der Israel-Fahne ein und drohten mit der Sicherstellung der Fahne, falls die nicht eingeholt wird. Begründung: Das Zeigen der israelischen Fahne sei eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Deutschland denke heisst Auschwitz denken.

bericht bhf. platz und sachaustr.
herculine barbin 31.01.2005 22:50
soweit ich sehen konnte beschränkte sich die polizei darauf die leute zu verjagen, auch wenn einzelne wohl als steinewerfer identifiziert und gezielt ein paar meter verfolgt wurden. von anwohnerInnen (oder in häuser geflüchtete antifas?) gab es sympathibekundigungen mit den gegendemonstrantInnen.
nach der demo wurden noch gezielt einzelne leute abgegriffen, so wohl auf dem europaplatz.

Pressemitteilung der Demoleitung des "Runden Tischs" Auszüge

Dies ist unsere Stadt! Hier ist für Faschisten kein Platz! Wer ihnen den öffentlichen Raum zur Verfügung stellt, wird auf Widerstand stoßen.
Die Oberbürgermeisterin setzte die antifaschistische Demonstration mit dem Nazi-Aufmarsch gleich. Sie rief öffentlich dazu auf, den „linken und rechten Extremisten“ keine Beachtung zu schenken und „beiden Demonstrationen“ fernzubleiben. Mit diesem Abgesang auf die früher vielfach beschworene Zivilcourage hat Frau Volquartz dem Ansehen unserer Stadt Schaden zugefügt. An die 10.000 Menschen nahmen an der Demonstration des Runden Tisches teil. Sie brachten damit auch den VeranstalterInnen, die seit vielen Jahren in Kiel kontinuierlich gegen faschistische uns rassistische Umtriebe und Tendenzen arbeiten, das Vertrauen entgegen. Gerade SchülerInnen, denen Frau Volquartz besonders nahegelegt hatte, diese Demonstration zu meiden, haben sich beteiligt. Wichtige Organisationen der MigrantInnen waren vertreten. Zahlreiche GewerkschafterInnen haben es nicht dabei belassen, am frühen Morgen vom Landeshaus zur Nikolaikirche zu gehen. Sie sind anschließend zum Wilhelmplatz gekommen. IG Metall und ver.di hatten zu beiden Aktionen aufgerufen; Wolfgang Mädel, der Erste Bevollmächtigte der Kieler IG Metall, sprach auf der Kundgebung des Runden Tisches. Besonders beeindruckend war hier die Ansprache von Peter Gingold, der im französischen und italienischen Widerstand gegen den deutschen Faschismus gekämpft hat. Sein Aufruf, im Kampf gegen den wiederauflebenden Faschismus nicht nachzulassen, wird uns Verpflichtung bleiben.
Nach Beendigung der Demonstration haben sich die meisten TeilnehmerInnen in die Innenstadt begeben und auch dort ihrem Protest gegen den Nazi-Aufmarsch Ausdruck verliehen. Hier entstanden noch spontane Demonstrationszüge.

Für die Leitung der Demonstration des Runden Tisches
Bettina Jürgensen ñ Alexander Hoffmann ñ Dietrich Lohse ñ Heino Schomaker