BRUNSBÜTTEL (se) Peter Umland, Adolf Bauer, Christian Heuck, Erwin Rehn, Albert Ollrogge, Otto Koberstein und Friedrich Reinboth: Nur einige Menschen, die in dieser Region Widerstand gegen das Naziregime leisteten. Über ihr Leben berichtete der Journalist Günter Wilke am Dienstagabend im Elbeforum.
Diese Informationsveranstaltung zur Ausstellung "Wir wollten das andere - Jugendopposition im Nationalsozialismus" war vom Arbeitskreis "Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen" in Kooperation mit dem
Bildungswerk "anders leben", Heinrich Böll Stiftung Schleswig- Holstein,
organisiert worden.
Wie Wilke, Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und
Antifaschisten, deutlich machte, sind keine Widerstandsgruppen so bekannt
geworden wie die Weiße Rose und die des 20. Juli. Doch es habe in vielen
Regionen Widerstand gegeben. Einer, der sich gegen das Naziregime auflehnte,
war der 1895 geborene Brunsbüttelkooger Peter Umland, den Wilke noch persönlich
gekannt hat.
Umland war bis zu seinem Ausschluss 1927 KPD-Mit
glied und deren Vorsitzender in Brunsbüttelkoog. Er wechselte zum Leninbund,
der vorwiegend in Hamburg und in Brunsbüttelkoog tätig war. Bereits 1933 wurde
er wegen Verteilung von Flugblättern verhaftet und kam in das berüchtigte
Moorlager Esterwegen. Nach seiner Entlassung kam er erneut wegen Widerstandes
von 1936 bis 1939 ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel und 1944 nach Neuengamme.
"In der kurzen Zeit, die Umland jeweils in Freiheit lebte, ist er ständig von den Nazis bespitzelt worden. Zudem versuchten sie, ihm Fallen zu stellen", berichtete Wilke. Und: "Seiner Familie hat er natürlich nichts über seine illegale Arbeit erzählt.
Nach dem Krieg war Peter Umland einer der Ersten beim Wiederaufbau der KPD. Mit
einer Stimme Mehrheit wurde er zum Landrat des Kreises Süderdithmarschen
gewählt. "Doch da er", so Wilke, "ein sehr eigenwilliger Mann war, annullierte
die britische Besatzung die Wahl."
Während der Adenauer-Regierung wurde die KDP verboten und Umland wegen
"kommunistischer Umtriebe" 1961 wiederum verhaftet. Wilke: "Während des Kalten
Krieges herrschte eine unbeschreibliche Verfolgung von Kommunisten, der eben
auch Peter Umland ausgesetzt war." Nach seinen Worten ist der Brunsbüttelkooger
nur ein Beispiel dafür, dass Widerstandskämpfer gegen die Nazis auch in der
damals noch jungen Bundesrepublik Repressalien ausgesetzt waren oder zumindest
totgeschwiegen wurden.
Offen blieb in der Veranstaltung am Dienstagabend die Frage, was getan werden
könne, damit die Menschen dieser Region, die Widerstand leisteten, nicht in
Vergessenheit geraten.