Am 29. August des Jahres 1935 stand Dithmarschen im Mittelpunkt der deutschen Öffentlichkeit. Adolf Hitler persönlich eröffnete vor den begeisterten Einwohnern den nach ihm benannten, neuen Koog. Lokale wie nationale Zeitungen widmeten diesem Ereignis ihre Titelseiten. Der "Führer" erklärte in seiner Ansprache: "So wie hier jeder Quadratmeter dem Meer abgerungen und mit unermüdlicher, tapferer Hingabe beschirmt werden muss, so muss alles, was die Gesamtnation schafft und baut, von allen deutschen Volksgenossen ebenso beschirmt werden. Hier ist ein Symbol der Arbeit und des ewigen Ringens, des Fleißes und der Tapferkeit! Niemand darf vergessen, dass unser Reich auch nur ein Koog am Weltmeer ist und dass es nur Bestand haben kann, wenn seine Deiche stark sind und stark erhalten werden."
In den Worten Hitlers wird die Funktion des geschaffenen Kooges sehr deutlich: Zum einen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei der Landgewinnung und der Eindeichung. Zum anderen als neuer Siedlungsraum und zugleich als symbolträchtiger und propagandistisch genutzter Idealtypus einer neuen Gesellschaft im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Daher bildet die Station zum "Adolf-Hitler-Koog", wie es schon der direkte Bezug zum Titel "Ganz Deutschland ist ein Koog" erahnen lässt, das Herzstück der Ausstellung.
Um den Charakter des Kooges als Idealtypus der "NS-Volksgemeinschaft" zu unterstreichen, wird eine Art "Ausstellung in der Ausstellung" konstruiert. Zudem soll deutlich werden, dass es den Nationalsozialisten hierbei um Ausgrenzung und Abgrenzung ging. Die Bitte der Bevölkerung, den Koog mit dem Namen des "Führers" zu ehren, stellte keine bloße Propaganda dar, sondern entsprach der Sympathie für den Nationalsozialismus und den landesweit überdurchschnittlichen Wahlergebnissen der NSDAP.
Unerwähnt bleibt jedoch meist, dass die Idee der Landgewinnung - mit der sich der Nationalsozialismus schmückte - nicht von den Nationalsozialisten selbst stammte und dass die Pläne für die Landgewinnung an der schleswig-holsteinischen Westküste bereits zu Zeiten der von den Nationalsozialisten so gehassten Weimarer Republik erarbeitet worden waren. Die Nationalsozialisten verbanden also das Gedankengut anderer mit der eigenen Ideologie und wussten dies dann wirksam als Neuigkeit zu verbreiten. Bei einem Vergleich des Adolf Hitler Kooges mit den Reußenkögen zeigt sich jedoch, dass diese - in der Weimarer Zeit erbauten - Köge deutlich funktioneller waren. Sie standen aber, wie alle anderen neuen Köge, im Schatten des "Vorzeigekoogs".
Die Wahl der Siedler für den "Adolf- Hitler- Koog" stand ganz im Zeichen der NS- Rassenpolitik. Um die "Neubildung des deutschen Bauerntums" zu demonstrieren, mussten die Siedler der "rassischen Mustersiedlung" ganz bestimmte Kriterien erfüllen, die in der Ausstellung durch einen konstruierten Fragekatalog nachgezeichnet werden.
Bei der Eröffnung des Kooges im Jahr 1935 legte Hitler den Grundstein für die Neulandhalle, einen "völkischen Versammlungsraum". Erbaut wurde das Gebäude auf einer Warft, so dass man es weit über das flache Marschland hinweg erkennen konnte. An der Nordseite standen zwei überlebensgroße Figuren, ein Bauer mit Spaten und ein Soldat mit Gewehr. Hierdurch stilisierte die NSDAP die Verbindung von Arbeit und Kampf, die auch sinnbildlich für die Landgewinnung als Kampf gegen die See ("blanker Hans") zu verstehen ist. Auch hierbei gingen die Nationalsozialisten geschickt auf alte dithmarscher Traditionen ein.