Aber was bedeuten diese Schlagworte für ein museales Ausstellungskonzept?
Wir entwickelten verschiedene Stationen. Sie alle lassen Ihnen, den Besucherinnen und Besuchern, Freiräume zur eigenen Interpretation. Aber sie bieten auch eine kritische Rekonstruktion der Geschichte, ein Bild von der Geschichte. Einige unserer Stationen stellen unterschiedliche Positionen gegenüber. Andere Stationen ermöglichen ungewöhnliche Blickwinkel, sie sollen zum Denken anregen.
So haben wir versucht, eine Ausstellung zu schaffen, welche die Geschichte zugleich abbildet und kritisch analysiert: Dithmarschen und der Nationalsozialismus heißt für uns nicht nur Dithmarschen in der NS-Zeit. Wir betrachten mit dieser Ausstellung auch die Aufarbeitung dieser Zeit in Dithmarschen. Den Untertitel "Dithmarschen und der Nationalsozialismus" trägt die Ausstellung aber auch aus einem zweiten Grund: Wir beziehen uns nicht nur auf Dithmarschen an sich, sondern auch auf Ereignisse und Personen außerhalb der Region, die in engem Zusammenhang mit den Entwicklungen in Dithmarschen stehen.
Der Ausstellung liegt ein Konzept zu Grunde, das sowohl chronologische als auch thematische Akzente setzt:
• Die Chronologie spiegelt sich in folgenden Stationen:
• Der Traum von der Bauernrepublik,
• Aufstieg der NSDAP und Errichtung der Diktatur
• Die NS- Volksgemeinschaft
• Dithmarschen im Zweiten Weltkrieg,
• Nachkriegsordnung und Nachwirkungen des NS in Dithmarschen
sowie
• Die Gegenwart des Vergangenen
Zusätzlich setzen wir folgende thematische Schwerpunkte:
• Abweichendes Verhalten
• Ideologisierte Kunst
• Verfolgung von Minderheiten
sowie
• die Vision Adolf-Hitler-Koog
Wir haben nicht nur klar abgegrenzte Stationen geschaffen.
Damit Besucherinnen und Besucher sich nicht verirren, finden sie die Lebensläufe von mehreren historischen Personen, die sich als roter Faden durch die Ausstellung ziehen.
Schließlich wollen wir auf Besonderheiten dieser dithmarscher Geschichte aufmerksam machen. Was aber heißt "aufmerksam machen"? Es bedeutet seinen Blick zu schärfen für das Spezifische. - Auch dafür versuchen wir Hilfestellungen zu leisten.
Genug der theoretischen Vorrede! Die praktische Umsetzung wird in diesem kleinen Führer Station für Station auf einer Doppelseite erklärt.
Vor allem aber hoffen wir sehr, Sie als Besucherin oder als Besucher der Ausstellung selbst begrüßen zu können.
"Ganz Deutschland ist ein Koog - Dithmarschen und der Nationalsozialismus" Zur Einführung in das Konzept der Ausstellung
"Ganz Deutschland ist ein Koog" - so eigentümlich heißt die Ausstellung, die wir gestaltet haben. Im letzten Semester haben sich Studentinnen und Studenten der Universitäten Kiel und Flensburg mit dem Thema Dithmarschen und der Nationalsozialismus beschäftigt. Wir alle hatten die seltene Chance, auch ganz konkret umzusetzen, was wir entwickelt haben. Denn hinter allem stand die Einladung des Dithmarscher Landesmuseums, diese Ausstellung zu entwerfen und umzusetzen. - Dafür an Herr Dr. Könenkamp ein herzliches Dankeschön!
Eine Kooperation zweier studentischer Gruppen - und dreier Professoren - benachbarter Universitäten ist nicht immer einfach. Und dann sollten wir auch noch mit dem Museumsleiter Dr. Könenkamp - und seinen Mitarbeitern - Schritt rur Schritt Wirklichkeit werden lassen, was wir uns im Seminar überlegten. - Eine spannende und lehrreiche Angelegenheit, die in vielen Teilschritten stattfand!
Aus unterschiedlichen Vorstellungen und vielen Fragen entwickelte sich eine gemeinsame Idee: Fragen wie "Welche Umstände machten Dithmarschen zum NS-Vorzeigegau?" "Was charakterisierte den Nationalsozialismus in Dithmarschen?", "Gab es später eine Aufarbeitung des Themas in Dithmarschen?" und "Was hat das eigentlich mit uns zu tun?"Diese Fragen fiihrten uns zu einem Konzept, das zudem noch verschiedenen fachlichen und didaktischen Ansprüchen gerecht werden will!
• Wir wollen kontrovers sein - also Strittiges auch strittig darstellen!
• Wir wollen multiperspektivisch sein - also die Themen aus verschiedenen
Blickwinkeln beleuchten!
• Wir wollen transparent sein - also deutlich machen, wie wir vorgehen!
• Wir wollen kritisch sein - und nicht nur nachbeten, was wir finden!
• Und wir wollen offen sein - also Besuchern und Besucherinnen keine (zu) festen Bilder präsentieren, sondern eigene Meinungsbildung möglich machen!
Lena Heinrich und Anne Voß im Namen aller Studierenden