Vorbemerkung
Museumsausstellungen und öffentliches Gedenken überhaupt richten sich gern an bestimmten Zahlen aus, die in der Regel die Abstände zwischen zwei Generationen markieren - also mindestens 25 Jahre. Traditionell besitzt solches Erinnern besonderes Gewicht. Wenn dann noch die historische Bedeutung des gewürdigten Momentes evident ist, brauchte man eigentlich eine Museumsausstellung nicht mehr zu begründen. Beides trifft auf diese Ausstellung zu: Es ist 2008 genau 75 Jahre her, dass der "Führer" der NSDAP, AdolfHitler, zum Reichskanzler ernannt wurde - mit den bekannten schrecklichen Folgen. Es gibt gewiss kein zweites Ereignis in der Deutschen Geschichte, dass zu solchen Konsequenzen führte. Aber Nationalsozialismus hat nicht nur in München, Berlin und Auschwitz stattgefunden, sondern überall- auch fern der Metropolen, nicht zuletzt in Dithmarschen.
Auf der Grundlage einer soliden Sammlung zum Nationalsozialismus unternimmt das Dithmarscher Landesmuseum darum den Versuch, die regionale Einzigartigkeit des historischen Ablaufs mit den strukturellen Gegebenheiten der NS-Jahre zu verknüpfen. Dazu hat sich das Museum der Unterstützung der Lehramts-Historiker der Universitäten Flensburg und Kiel versichert, nicht nur wegen der Größe des Unterfangens, sondern um die Bedeutung der Ausstellung und ihres Themas durch den damit verbundenen Wechsel der Perspektiven zu unterstreichen. Die Studentinnen und Studenten sehen das Medium "Ausstellung" anders, sie lassen ihrer Phantasie freien Lauf (und denken erst in zweiter Linie an die technische Umsetzbarkeit), wo ein Museum in der Routine der Gestaltung vielleicht dazu neigte, die sicheren Pfade der Präsentation nicht zu verlassen.
Dazu kommt noch der Umstand, dass die Studierenden ihr Thema sehr didaktisch aufbereitet haben; es wird versucht, nicht nur die gewichtigsten Elemente des Nationalsozialismus in Dithmarschen zu präsentieren, sondern zugleich die Verschränktheit von biographischen und gesellschaftlichen Phänomenen. Auf diese Art erhält die Ausstellung eine menschliche Seite, die zu Identifikation einlädt und damit mehr Neugier auf die Inhalte hervorruft.
Wie bei allen Ausstellungen gilt allerdings auch hier: Entscheidend ist nicht das wohlmeinend-facettenreich ausgearbeitete Konzept, sondern die Akzeptanz der Resultate durch das Publikum.
Wolf Könenkamp