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Erwin "Schipper" Rehn

wurde am 23.2.1927 in der Schützenstr. 4 geboren. Als 16-jähriger wird er 1943 mehr als 2 Jahre in das sogenannte "Jugendschutzlager" Moringen verschleppt, weil er mit Ausländern" konspiriert. Als er 1933 in der Westerstr. 7 wohnt, mag er schon kein "giftiger Hitler" mehr sein. Vielleicht liegt es daran, daß er seinen Großvater "BebeI" liebt, der immer große Reden schwingt. Vielleicht auch, weil in der Nachbarschaft viele Nazis wohnen. Oder, daß er den Ingenieur und Freimaurer Alfred Thiede kennt, der ein Röntgengerät hat, der mit ihm diskutiert, der vor einem Raubkrieg warnt und den Bürgermeister für einen verachtenswerten Menschen hält Zuhause lernt er, daß Kommunisten "ordentliche Menschen" sind 1938, mit 11 Jahren, hat "Schipper" bereits eine Antinazi- Haltung, die zu Problemen in der Schule fiihrt, weshalb seine Eltern ihn zur Mittelschule nach Albersdorf versetzen. 1941 lernt er eine Gruppe Holländer kennen, lernt hollandisch und hört zu diesem Zeitpunkt Radio Hilversum und BBC. Da er regelmäßig von Heide nach Albersdorf fährt, betätigt er sich für die Holländer als Kurier.
Am 27.5.42 gerät er zum ersten Mal in die Klauen des Bürgermeisters Karl Herwig. Er gibt ein Flugblatt nicht ab, sondern diskutiert es mit Mitschülern. Durch Denunziation wird er auf die Gestapo gebracht und von Herwig angebrüllt: "Wi sünd hier de Herren." Vom Banndienst wird daraufhin der Rottenführer Erwin Rehn aus der Marine- HJ ausgeschlossen und die Armbinde und Achselklappen abgerissen.
1943, er wohnt jetzt in Freudenthal 19, wird er gemeinsam mit seinem Freund "Stippi" Timm dabei erwischt, wie sie mit einer Vervielfältigungsmaschine ein Flugblatt abziehen. Er flieht mit Hilfe der hollandischen Gruppe, wird aber an der holländischen Grenze verhaftet. Dort liegt schon der Haftbefehl aus Heide vor mit dem Zusatz: Rückkehr unerwünscht!
Am 27.5.43 wird er in Moringen als Häftling 933 eingeliefert. Das Leben besteht aus Folter, Mord, Drohung und Arbeit in einem Steinbruch und Bergwerk. Das Ende dieses Wahnsinns beginnt am 11.4.45. Die antretenden Jungen werden begrüßt mit: "Heil Hitler, Kameraden" und man gibt ihnen Ausweise. Man will das Konzentrationslager vertuschen und sie an die Front schicken. Als dem Trupp in Lumpen gehüllter junger Männer ein amerikanischer Panzer entgegenkommt, stürzen sich die auf 50 kg abgemagerten Burschen auf ihren Führer, der das Feuer eröffnen will, und überwältigen ihn. Dies ist für Erwin Rehn der Moment der Befreiung.
Während Karl Herwig für seine erlittenen Qualen mit einem Jagdhaus in Welmbüttel entschädigt wird, bekommt Erwin Rehn am 18.6.48 eine Entschädigung von 720 Mark, gleichbedeutend mit einem halben pfund Butter auf dem Schwarzmarkt. Am 4.7.1949 wird ein zweiter Antrag auf Entschädigung abgelehnt mit der Begründung: Als HJ- Mitglied sei er ja in der NSDAP gewesen. Mittlerweile bezieht er eine OdN-Rente (Opfer des Nationalsozialismus), um die er ständig kämpfen muß, weil sein Gutachter Prof. Dr. Heyde, alias Sawade, war, bekannt geworden durch seine medizinischen Versuche an KZ-Häftlingen. Aber auch von anderen Gutachtern wird immer wieder versucht, seine Rente zu beschneiden, z.B. mit der Begründung: "In einem Erziehungslager hat er zwar schwer arbeiten müssen, war jedoch nicht den menschenunwürdigen Anforderungen und körperlichen Strapazen eines KZ' sausgeliefert."

Ein Photo des Schülers Erwin Rehn am Heider Busbahnhof