Eintritt in die KPD

Verzagt verlässt Christian Heuck die SPD und tritt in die KPD ein, die in Deutschland nach russischem Vorbild im Jahre 1919 gegründet worden war. Schon bald nach seinem Übertritt zur KPD wird er in Wesselburen zum Stadtverordneten gewählt. Er macht sich besonders stark für die Belange der Landarbeiter, deren Nöte er ja aus erster Hand kennt. Dann, 1923, wird Heuck Mitglied des Provinzial-Landtages in Kiel. Aus dem ehemaligen Bauernknecht und späteren Viehhändler ist jetzt ein hauptamtlicher Funktionär der KPD geworden. Aus dieser Zeit datiert auch der Beginn der Freundschaft Christian Heucks mit Ernst Thälmann.

Im Kieler Provinziallandtag sitzt Christian Heuck mit seinen ärgsten Feinden, den Vertretern der Rechten, unter einem Dach. Hier werden Reden gehalten wie die des Landtagsvorsitzenden Dr. Todsen aus Flensburg zum Abschluss des letzten Landtages im Jahre 1919.

Dr. Todsen führt hierbei u.a. aus, dass "der Oberpräsident alle Schleswig-Holsteiner an seiner Seite findet, wenn sie sich Erhaltung und Förderung unseres Deutschtums angelegen sein lassen.", und "mit aller Zurückhaltung" will er hier einige Punkte hervorheben: Punkt eins ist seine tiefe Trauer über den trotz dauernder Siege verlorenen Weltkrieg. Zweitens drückt er seine Herzbeklemmung darüber aus, "dass von unserem geliebten meerumschlungenen Heimatboden, um den unsere Väter geblutet und gelitten,... wertvolle Teile von neuem der Fremdherrschaft (Dänemarks) verfallen könnten..." als dritten Punkt gab er als "Verbitter der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft" dem "Bekenntnis zur unauslöschlichen Dankbarkeit zu dem Hohenzollernhause" Ausdruck, wobei er noch sehr richtig ergänzt, "dass die Schleswig- Holsteinische Ritterschaft allerdings für führende Rollen in absehbarer Zeit nicht mehr in Betracht kommen würde." Nach dem neuen demokratischen Wahlgesetz erhalten die Ritterschaften nämlich nicht mehr automatisch ihre Abgeordnetensitze.

Dr. Todsen beschließt zwangsläufig seine Rede mit dem Vorschlag, ein Telegramm an "den verehrten Oberpräsidenten, Herrn von Moltke", zu richten mit dem Inhalt: "Der zum letzten Male auf alter Grundlage versammelte Provinziallandtag sendet Ew. Excellenz treuen schleswig-holsteinischen Gruß und die Versicherung wärmster Dankbarkeit und Verehrung".

Aber auch im demokratisch gewählten neuen Provinziallandtag herrschen nationalistische Töne, denn in ihm sammeln sich neben den Vertretern der demokratischen Parteien wieder die ehemaligen Monarchisten und Nationalisten als Vertreter des Kapitals. So eröffnet am 17.November 1921, zwei Jahre bevor Christian Heuck sein Mandat antritt, Oberpräsident Kürbis die Verhandlungen mit den Worten: "Das letzte Mal durfte ich die Hoffnung äußern, dass Oberschlesien in seinem ganzen Umfang deutsch bleiben würde; die Hoffnung ist zunichte geworden. Der für unsere Volkswirtschaft wichtigsten Gebiete sind wir durch den Machtanspruch der Entente beraubt worden... Jetzt gilt nur das Eine, Deutschlands Rettung! Immer noch ist es dem Deutschen Volke gelungen, in der schwersten Not sein Schicksal zu meistern, und so hoffe ich auch von der Gegenwart, dass sich ein verantwortungsbewusstes Geschlecht findet, das den Untergang von uns abwendet und uns die Wege zu einem neuen Aufstieg offenhält."

Die fünf kommunistischen Abgeordneten im Provinziallandtag hoffen zunächst, mit den Vertretern der SPD gemeinsam fortschrittliche Anträge einbringen und durchdrücken zu können. Aber der bernsteinsche reformistische Revisionismus, den die SPD auf ihre Fahnen geschrieben hat, macht ein Zusammengehen der beiden marxistischen Parteien zum Schaden der Arbeiterschaft unmöglich. Ja, sie werden sogar zu Todfeinden.

Bis zum Ende der Demokratie in Deutschland im Jahre 1933 soll Christian Heuck dem Provinziallandtag als Abgeordneter angehört haben.

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