Zur Zunahme der Verhaftungen erklärte der Amtsvorsteher: Im Laufe der letzten Zeit sei hier eine große Anzahl von fremden Arbeitern eingetroffen. Für jeden beim Amtsgericht eingelieferten Häftling erhielt Klempners Karl- der Gendarm- Prämien. Die Gefängnisbücher waren voll von Namen Durchreisender, Das Leben dieser Ritter der Landstraße bestand aus Haft und Arbeitshausstrafen, kurze Beschäftigung und Tournee- längere Wanderschaften.
Der Heider Bürgerverein forderte 1919 ein hartes Vorgehen gegen die 'Monarchenplage'. Die rasche Ausweisung der Gelegenheitsarbeiter wurde gefordert. Allerdings erst nach Beendigung der Drescharbeiten. Und eine rigide Reglementierung und Kontrolle vor und nach Arbeitsbeginn. Sie seien ein Schandfleck, der „diese sonst so gesegneten Flure zur Erntezeit entstellten”.
Selbst die sozialdemokratische Landarbeiterzeitung hielt Monarchen für „Leute, die einer sehr tief stehenden Arbeiterschicht angehören, in der sich weit rückständige Elemente mit unrettbar Deklassierten mischen”.
Später, als die Klinkenputzer längst verschwunden waren. bekamen sie den roman-
tischen Nostalgietouch. Symbol der Erinnerung an das einfache Leben der Kaiserzeit. Nun waren sie Brüder der Landstraße, die sich ab und zu ihren geliebten Kümmel verdienten. Sie saßen oben auf dem Döschdamper und sangen:
Wenn die Bauern Speck abschneiden,
brauchen wir kein Hunger leiden.
Uns gehts wohl.
Uns gehts wohl und niemals übel
wer kein Geld hat, holt der Dübel,
uns gehts wohl.
Dann machten sie sich im Stroh ein Lager.Verklungen ist die Romantik, kein Monarch zieht mehr grölend über die Landstraße mit einem Haufen lachender, kreischender Kinder hinter sich. Jetzt waren sie die lebende Drohung vom Sorgenbrecher Alkohol zu lassen. Auf die Warnungen der Tippelbrüder wurde nicht gehört: Steigende Arbeitsproduktivität auf der einen Seite, auseinanderbrechendes Dorfgefüge auf der anderen. Und Klaus Groth widmete ihnen folgende Strophen:
Vör de Achterdöör (Foto: Backens, Marne)
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