Chronik der Nazi-Aktivitäten in Dithmarschen
21. Januar:
Um 5.00 Uhr morgens wurden nach einem Besuch der Disko „Zentrale” in Averlak zwei Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren von zwei ca. 17 bis 18jährigen Männern grundlos brutal zusammengeschlagen. Der 15jährige konnte fliehen und Hilfe holen, der 16jährige wurde schwer verletzt mit Erbrochenem bewusstlos auf einer Auffahrt eines Grundstückes in der Nähe des Tatortes gefunden und ins Westküstenklinikum Brunsbüttel gebracht. Er erlitt schwere innere und äußere Verletzungen sowie eine Hirnblutung.
28. Januar:
In der Zentrale in Averlak fand eine so genannte „Onkelz- Nacht” statt.
26. Februar:
Ein 16jähriges Mädchen wurde gegen 20.45 Uhr an der Danziger Straße in Heide beim Fahrradfahren mit einem faustgroßen Stein am linken Auge getroffen, von 5-6 kahl geschorenen Männern in Bomberjacken verfolgt und beschimpft.
Am 12. März
wurde das gleiche Mädchen auf dem Heider Jahrmarkt von einem kahl geschorenen Mann in Springerstiefeln und Bomberjacke bedroht mit den Worten „Wenn Du zur Polizei gehst und Anzeige machst, dann bringe ich dich um. Ich weiß, wo Du wohnst und ich habe deine Handynummer.” Die Polizei fertigte ein Phantomfoto an, dass in der Dithmarscher Landeszeitung abgedruckt wurde.
4. April:
Während eines antifaschistischen Stadtrundganges in Heide zeigte ein Mann in einem vorbeifahrenden Auto (Kennzeichen HEI-AJ 361) den Hitlergruß.
6. April:
Um 19.00 Uhr sollte im Foyer des Kreishauses in Heide die Veranstaltung mit Dr. Klaus Bästlein zu den Sondergerichten im deutschen Faschismus im Rahmen der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland” stattfinden. Um 18.50 Uhr fanden eintreffende BesucherInnen v or dem Kreishaus überraschend ein Polizeiaufgebot von ca. 15 Polizeibeamten in Uniform, 2 Polizeibusse und 2 Polizei -Pkw vor. Der Grund: Nazis aus Schleswig-Holstein (u. a. Mitglieder des NPD- Landesvorstandes) und Dithmarschen wollten die Veranstaltung stören. Vor dem Eingang diskutierte Ingo Stawitz (NPD- Bezirksvorsitzender von Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg) mit der Polizei, er kam nicht rein. Der Kreis berief sich auf sein Hausrecht. Ca. 15 Nazis hatten kurz zuvor bereits den Eingangsbereich verlassen müssen und trotteten Richtung Parkplatz. Unter ihnen befanden sich Hermann Gutsche (NPD- Bezirksvorsitzender von Kiel und Plön) sowie Heider Nazis, u. a. Frau Felgentreu, die am 24.09.05 den Naziaufmarsch in Brunsbüttel angemeldet hatte. Die Veranstaltung mit Dr. Bästlein fand dann bis zum Ende unter Polizeischutz statt (ca. 10 Beamte waren ständig präsent).
17. April:
Am Ostermontag wurden in Meldorf zwei AntifaschistInnen beim Verlassen des Flohmarktes in der Innenstadt von drei Nazis verfolgt und einer der beiden hinter dem ärztezentrum in einer Seitenstraße angegriffen. Er kam zum Glück glimpflich davon. Die Frau blieb unverletzt. Am 18. April erstatteten beide eine Anzeige bei der Polizei. Am selben Abend fuhr ein roter Mercedes mit 3-4 Vermummten durch Meldorf. AntifaschistInnen wurden aus dem Auto heraus angepöbelt. Das Auto mit den Vermummten war der Polizei in Heide am selben Tag aufgefallen, die bereits nach dem Auto gesucht hatte, da ein Tankstellenüberfall befürchtet worden war. In Meldorf kommt es immer wieder zu Verfolgungen von Antifas mit dem Auto.
22. April:
In der Dorfschänke in Offenbüttel fand eine so genannte „Onkelz-Nacht” statt.
28. April:
Beim Verlassen der Wohnung wurde ein 17jähriges Mädchen in der Danziger Straße in Heide von Nazis angepöbelt und mit einem Fußtritt in den Bauch angegriffen. Sie konnte fliehen.
30. April / 01. Mai:
In die Motorhaube des grünen Astras einer 29jährigen Marnerin wurde ein Hakenkreuz eingekratzt. Unklar blieb bisher, ob das Auto gezielt oder wahllos beschädigt wurde.
1. Mai:
Am Rande der DGB-Kundgebung auf dem Südermarkt in Heide tauchten 2 Nazis auf, die aber schnell verjagt werden konnten. Sie verschwanden in dem Haus Nr. 5 in der Marienstraße. Ein Bild von den beiden befindet sich im Internet unter http://de.indymedia.org/2006/05/145319.shtml.
6. Mai:
Werner Frey legt sein Amt im Vorstand des Tierschutzvereins Dithmarschen, das er zwei Jahre lang ausüben konnte, angeblich aus "familiären Gründen" nieder. Der wirkliche Grund besteht darin, dass die Reformfraktion des Tierschutzvereins aufgedeckt hatte, dass Frey Rechtsextremist ist. Werner Frey war stellvertretender Landesvorsitzender der Republikaner und befürwortete die Zusammenarbeit mit der NPD. Am 23. Januar 2000 ist Frey als Landesgeschäftsführer der REPs sogar bei einer Wahlveransta ltung der NPD in Bad Bramstedt aufgetreten. Wegen des Eintretens für die Zusammenarbeit mit der NPD war ein Ausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet worden, das er durch seinen Austritt abgewendet hat. Anschließend trat er der NPD bei, doch auch dort wurde nach kurzer Zeit ein Ausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet, dem er wiederum durch seinen Austritt zuvor kam. Der Landesvorsitzende des Tierschutzvereins, Holger Sauerzweig-Strey, betonte bei der Sitzung des Tierschutzvereins in Tensbüttel, die laut Dithmarscher Landeszeitung von "offensichtlich schlagkräftigen Ordnern" bewacht wurde, dass der Tierschutzverein allen Menschen offen stehe. "Wir sind ein Sammelbecken der Gesellschaft. Und solange die politische Meinung nicht in den Tierschutz einfließt, ist das okay.", sagte er weiter.
5. /16. Mai:
Vor dem Landgericht Itzehoe begann die Berufungsverhandlung zum Urteil gegen Tim Schatowitz (seit über 10 Jahren Betreiber eines Verlages in Burg). Das Amtsgericht Meldorf hatte ihn am 13. Juli 2005 wegen des Verbreitens volksverhetzender Schriften zu 25 Tagessätzen je 30 EUR und auf Einziehung der Schrift (1 Exemplar der Schrift "Sachsenhausen -Workuta" aus dem Grabert Verlag und der Schrift "Juden in der Rechtsgeschichte", erschienen 2003 in der Reihe "Reprint- Edition", Burg) verurteilt. Am 16. Mai wurde Tim Schatowitz ebenfalls am Landgericht Itzehoe für schuldig befunden. Er muss nun zusätzlich zur o. g. Geldstrafe die Prozesskosten beider Instanzen tragen.
6. Mai:
Gegen 3.00 Uhr wurde ein Jugendlicher von 5 Nazis (u. a. Marc Wieczorek aus Hägen) aus der Kneipe „Buddy’s” im Schuhmacherort in Heide am Kragen herausgeschleift und draußen vor der Tür verprügelt. Er trug 2 Platzwunden am Kopf und eine schlimme Verletzung im Unterkiefer davon. Damit die Zähne im Unterkiefer wieder gerade werden, muss er nun eine Metallschiene tragen.
21. Mai:
Am Nachmittag haben drei angetrunkene Männer aus Marne und Kronprinzenkoog (18, 20 und 25 Jahre alt) auf dem Fischmarkt am Friedrichskooger Hafen randaliert und rechtsextreme Parolen gerufen. Bei einem der drei handelt es sich um Torben Erdmann. Sie erhielten von der Wasserschutzpolizei einen Platzverweis und wurden wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen angezeigt.
4. Juli:
Direkt nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale lief eine Gruppe von ca. 8 Nazis, darunter eine Frau, brüllend und randalierend mit Deutschland-Fahnen durch den Ostteil von Heide. Sie waren äußerst aggressiv, traten gegen Laternen und Ampeln undstießen Mülltonnen um. Sie brüllten u. a. "Hier marschiert der nationale Widerstand" und gröhlten die 1. Strophe des Deutschlandliedes.