Die Coordination gegen BAYER-Gefahren unterstützt die Einwendung gegen Freisetzungsversuche mit Gen-Weizen. Die Einwendung kann abgerufen werden unter:
http://www.umweltinstitut.org/download/einwendung_weizen_gat06.pdf.

Presse-Info des Umweltinstitut München

Geplanter Freisetzungsversuch in Gatersleben: Gen-Weizen bedroht Erbe der Menschheit

Zum ersten Mal seit 2004 ist in Deutschland wieder ein Freisetzungsversuch mit genmanipuliertem Weizen geplant. Einen entsprechenden Antrag hat das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestellt. Der Versuchsacker liegt in unmittelbarer Nähe zu den Anbauflächen der Genbank im sachsen-anhaltinischen Gatersleben. Dort lagern Hunderte alter Weizensorten, die zur Erhaltung immer wieder im Freiland angebaut werden müssen.

Eine gentechnische Verunreinigung dieses Menschheitserbes durch Pollenflug oder Verschleppung durch Tiere wäre ein unersetzlicher Verlust für zukünftige Züchtungsbemühungen. Denn alte Sorten, so genannte Herkünfte, enthalten vielfach Resistenzen gegen verschiedene Krankheiten und klimatische Bedingungen wie Trockenheit oder Salz. Experten bezeichnen sie daher als "Lebensversicherung der Menschheit". Andreas Bauer, Gentechnikexperte und Agrarwissenschaftler beim Umweltinstitut München, kritisiert: "Bislang sind alle Freisetzungen von Gen-Weizen in der BRD am Widerstand von Umweltorganisationen gescheitert. Denn Weizen ist eine der zentralen Nahrungspflanzen für die Weltbevölkerung. Aufgrund der breiten Ablehnung in der Bevölkerung ist Gen-Weizen weltweit unverkäuflich."

Die Weizenpflanzen, die in Gatersleben freigesetzt werden sollen, wurden gentechnisch so manipuliert, dass sie unter anderem einen erhöhten Protein-Gehalt aufweisen. Damit soll angeblich die Nutzung als Futtergetreide verbessert werden. Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, glaubt, dass der geplante Versuch eine Türöffnerfunktion haben soll: "Wenn das genehmigt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis genmanipulierter Weizen in unsere Bäckereien gelangt." Als Stiftung des Bundes und der Bundesländer solle sich das IPK nachhaltiger Züchtungsforschung zuwenden, anstatt mit Millionenbeträgen aus der Tasche des Steuerzahlers eine gesellschaftlich nicht akzeptierte Risikotechnologie wie die Gentechnik zu forcieren, fordert Nestler daher.

Scharfe Kritik an dem Versuch übt das Umweltinstitut auch aufgrund weiterer Eigenschaften, die in den Gen-Weizen eingebracht wurden. So wurden die Pflanzen resistent gemacht gegen Basta(r), ein Totalherbizid des Bayer-Konzerns. Herbizidresistente Gen-Pflanzen haben einen negativen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Außerdem erhöhen sie nach kurzer Zeit den Pestizideinsatz auf den Äckern, weil sie die Ausbildung resistenter Ackerkräuter fördern.

Zusätzlich enthalten die genmanipulierten Weizenpflanzen so genannte Antibiotikaresistenzgene gegen die in der Humanmedizin verwendeten Stoffe Ampicillin und Streptomycin. Sie werden eingebaut, um die Pflanzen im Labor selektieren zu können. Selbst die gentechnikfreundliche europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA fordert, diese Antibiotikaresistenzgene ab 2009 nicht mehr zu verwenden. Denn die entsprechenden Antibiotika drohen durch den Verzehr der genmanipulierten Pflanzen unwirksam zu werden.

Laut Antrag des IPK, der dem Umweltinstitut München vorliegt, soll der Freisetzungsversuch im Herbst 2006 starten und bis 2008 andauern. Das Umweltinstitut München ruft zu breitem Protest gegen den Anbau von Gen-Weizen auf. Bürgerinnen und Bürger können auf der Seite www.umweltinstitut.org/g= enweizen eine Mustereinwendung als PDF-Datei herunterladen.

Einwenden kann jeder und jede, ein Wohnsitz in Gatersleben ist keine Voraussetzung. Die unterschriebenen Einwendungen werden bis zum 13. September vom Umweltinstitut München gesammelt und dann der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, übergeben.

Weitere Informationen: Andreas Bauer, Dipl.-Ing. agr. (FH) Tel. (089) 30 77 49-14 E-Mail: ab@umweltinstitut.org